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„Gebremste Freude, innerer Glanz“ | Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024


25. Dezember 2024

„Der Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores öffnet in jedem Advent neben den Andachten in der Kreuzkirche die Türen für alle. An sich ein froher Termin, den viele Familien mit einem Besuch des Striezelmarktes verbinden. Am Wochenende freilich war dies nach den Ereignissen in Magdeburg unbefangen nicht möglich.

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores von den Magdeburger Ereignissen überschattet

Die Begrüßung von Pfarrer Holger Milkau, der in Alltagskleidung statt Talar (keine Vesper) auf die Kanzel trat, war ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Kennzeichen des Sonntages zum vierten Advent, erinnerte er, ist eigentlich die jubelnde Vorfreude, doch diese sei nun beschädigt, verletzt, erstickt. Milkau bat darum, den Moment der Betroffenheit nicht mit Schuldzuweisungen zu belasten, sondern der Versöhnung Raum zu geben. Kurze Worte, aber persönliche, und eine verbindliche Geste, die den Respekt gegenüber den Opfern ausdrückte. (In dieser Woche liegt ein Kondolenzbuch in der Schütz-Kapelle der Kreuzkirche aus.)

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores am 21.12.2024 in der Kreuzkirche (c) Oliver Killig

Das Programm war natürlich um eine frohe Botschaft angeordnet, was bereits der Einzug zum Ausdruck gebracht hatte. Oskar Wermann war einer mehrerer früherer Kreuzkantoren, deren Werke am Sonnabend (Wiederholung am Sonntag) zur Wiederaufführung kamen. Kreuzorganist Holger Gehring spielte die „Frohe Botschaft“ (op. 93 Nr. 1) mit dem enthaltenen Choral „Vom Himmel hoch“, später folgten zwei Choralbearbeitungen über „Gelobet seist du, Jesu Christ“ von Gottfried August Homilius. Während Wermann für einen weihevollen Schimmer gesorgt hatte, zeigten sich Homilius‘ Stücke heller und verspielter. Auch konnte man in ihnen das abschließende „Kyrie“ leicht erkennen. Der Kreuzchor präsentierte das Lied noch im Satz von Rudolf Mauersberger.

Die Auswahl griff auf die reiche Chortradition zurück, überzeugte aber außerdem durch Sätze und Bearbeitungen, etwa „Macht hoch die Tür“ von Rainer Selle oder „Maria durch ein Dornwald ging“ (Günter Raphael). „Freue dich, Du Tochter Zion“ führte zum Romantiker Heinrich von Herzogenberg, „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Der Quempas“ erklangen im Satz von Michael Praetorius.

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores am 21.12.2024 in der Kreuzkirche (c) Oliver Killig

Kreuzkantor Martin Lehmann ordnete den Chor hier und da um, setzte einen Teilchor ab, variierte Stimmen über die Strophen. Die dynamische Gestaltung im Verlauf wie die Stimmverteilung bot einen geschlossenen, lebendig variablen Eindruck ohne auffallende Wiederholung von Effekten. Natürlich ist es immer besonders berührend, ja erhebend, die schlanken, klaren Kruzianerstimmen solistisch zu hören, wie Alfred Roelke und Jonathan Schöley in „Maria durch ein Dornwald ging“.

Neben Holger Gehring stand dem Kreuzchor das Capell Brass Quintet in Vorspielen und Begleitung zur Seite. Trotzdem blieb vielen Strophen die besondere a-cappella-Fassung vorbehalten, die in ihrer ausdrucksstarken Schlichtheit eine besondere Festlichkeit barg.

Das Capell Brass Quintet durfte sich dafür mit instrumentalen Stücken allein präsentieren. Zwei Bearbeitungen stachen besonders heraus: César Francks schwebendes Panis angelicus sowie das Gloria aus Joseph Haydns Nelson-Messe (Bearbeitung: Walter H. Barnes), das eine enorme Virtuosität in allen Stimmen bis zur Tuba offenbarte.

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores am 21.12.2024 in der Kreuzkirche (c) Oliver Killig

Natürlich durften festlich glänzende Titel wie Felix Mendelssohns „Hark! The herald angels sing“ nicht fehlen. Dem vermeintlich englischen Klassiker standen noch „Ding dong, merrily on high“ (Satz: Charles Wood) sowie als Zugabe „We three kings“ (Soli: Moritz Rühl und Morten Graßau) von John Henry Hopkins gegenüber. Auch instrumental (etwas populär) gab es mit „Have yourself a merry little Christmas“ einen anglikanischen Beitrag.

Im Programm des Kreuzchores überraschte vielleicht ein Werk Pieterszoon Sweelincks, den man heute fast ausschließlich mit Orgelliteratur in Zusammenhang bringt. „Hodie Christus natus est Jan“ war ein Beispiel seiner Vokalmusik – in solchen Stücken lagen Sweelincks Anfänge als Komponist. In „Macht hoch die Tür“ und dem traditionell abschließenden „Oh du fröhliche“ band Martin Lehmann Kreuzchor und Besucher zusammen.

Letztlich durften Kreuzchor und Quintett drei Zugaben bringen (Solist in „Ihr Kinderlein kommet“: Fritz Hedrich), bevor mit „Dona nobis pacem“, noch einmal mit dem Publikum gesungen, ein Gedenkmoment gesetzt wurde.“

Wolfram Quellmalz | 23.12.2024 | DNN Kultur | „Gebremste Freude, innerer Glanz“

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
(c) Oliver Killig