Im Gedenken an die Opfer des Anschlages auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt
22. Dezember 2024
Ansprache von Pfarrer Holger Milkau zu Beginn des Weihnachtsliederabends des Dresdner Kreuzchores am 21.12.2024 um 17.00 Uhr in der Kreuzkirche Dresden.
„Willkommen zum Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores hier in der Kreuzkirche, liebe Besucherinnen und Besucher. Wir wollen diesen Abend nicht beginnen, ohne der Opfer des gestrigen Anschlages auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg zu gedenken: jetzt zu Beginn des Konzertes und später um 19.00 Uhr auf dem Altmarkt in einem Moment des Schweigens sowie in den kommenden Tagen mithilfe eines Kondolenzbuches der Landeshauptstadt Dresden, das für alle zugänglich in der Heinrich-Schütz-Kapelle der Kreuzkirche bereit liegen wird.
Der vierte Adventssonntag ist der Sonntag der jubelnden Vorfreude. Es ist die Freude über das anbrechende Licht und den verheißenen Frieden für die Welt. Diese Freude ist nun beschädigt. Sie wurde verletzt, erstickt. Nicht als Folge irgendeiner falschen Politik oder einer zu toleranten Haltung. Die Freude wurde verletzt, weil das Böse sich immer auflehnt, gegen Gottes Güte und seinen Willen zum Frieden – innen und außen.
Es ist schwer, in Momenten der Betroffenheit besonnen und frei von Schuldvorwürfen zu bleiben. Im Friedensgebet von Coventry vor dem Nagelkreuz, das in unsere Kirche steht, erinnert unsere Gemeinde an den Auftrag der Versöhnung durch den Ruf: Vater vergib!
Der Vater, zu dem wir beten, gibt sich uns als großzügiges und verletzliches Menschenkind. Das Kind in der Krippe mit seinen hellen Augen und den segnenden Händen wird sterben, weil es großzügig und verletzlich ist. Gott ist darin ganz nah bei allen, denen es ebenso geht. Und wir sind gerufen, gegen alles Dunkle, gegen Gewalt und Unheil die Stimme zu erheben. Der Kreuzchor tut es heute Abend für diejenigen mit, denen das Singen vergangen ist.
Ein trauerndes Land braucht jetzt den Trost. Gerade im Schweren. Es ist der alte und immer wieder stärkende Trost in Worten und Tönen, die das Leid jedoch nicht wegschieben können. Aber die in der festen Hoffnung gewachsen sind, dass unsere Wunden geheilt werden. Darum geheilt, weil der Herr der Herrlichkeit durch die offenen Tore einzieht, damit die Not ein Ende hat. Darauf setzen wir unsere Zuversicht. Ich danke Ihnen.“
Pfarrer Holger Milkau, Kreuzkirche Dresden