Orgelkonzert zum Gedenken an Organist Samuel Kummer
12. Mai 2024
Mit einem Orgelkonzert am Mittwoch, dem 8. Mai 2024 um 20.00 Uhr gedachten Lehrer und die Dresdner Innenstadtorganisten ihres Kollegen und Freundes Samuel Kummer, der so plötzlich am 23. April verstarb. 18 Jahre hat er als Organist der Frauenkirche Dresden das musikalische Leben in Dresden mitbestimmt und durch sein virtuoses Spiel, seine Improvisationskunst, Kreativität und Herzlichkeit Spuren hinterlassen.
Orgelkonzert zum Gedenken an Organist Samuel Kummer
„Am Mittwoch trafen sich in einem geänderten Konzert des Dresdner Orgelzyklus‘ Lehrer und Kollegen von Samuel Kummer, um an den früheren Frauenkirchenorganisten zu erinnern. Claus Fischer (MDR) moderierte.
Zuvor hatten in der Christuskirche Strehlen die Familie sowie zahlreiche Freunde in einem Trauergottesdienst Abschied nehmen können. Immer wieder wurde an diesem Tag des sensiblen und kreativen Künstlers, des phantasievollen, feinsinnigen und begeisterungsfähigen Menschen Samuel Kummer gedacht. Und seines so plötzlichen, viel zu frühen Todes. Irena Renata Budryte-Kummer hatte mit „fallende Blüten weinen mit uns“ ein tröstliches Bild dafür gefunden.
„Fallenden Blüten weinen mit uns“
So sehr die Erinnerungen sich in vielem einig waren, konnten sie nicht alles ausdrücken. Samuel Kummers Musikalität und künstlerische Zugewandtheit fand aber besonderen Ausdruck in der Musik. Benno Scheerbarth, ein Student der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, hatte seiner Betroffenheit in einem Satz über „Bleib bei mir, Herr“ Ausdruck verliehen, der als Geleit im Portal der Christuskirche zum Auszug erklang.
Im Orgelkonzert zeigten Texte, vor allem aus Chorälen und Psalmen, aber auch aus Johannes Brahms‘ Deutschem Requiem, dass bei Samuel Kummer Glauben und Texte tief verwurzelt und innig mit der Musik verbunden waren. Mit Christoph Bossert und Ludger Lohmann gehörten zwei seiner Lehrer zu den Ausführenden. Außerdem spielten Kreuzorganist Holger Gehring, Domorganist Sebastian Freitag sowie Thomas Lennartz und Martin Strohhäcker.
Das Werk Johann Sebastian Bachs war mehr als nur ein Schwerpunkt in Samuel Kummers Orgelliteratur. Noch in eigenen Bearbeitungen hatte er Bachs Methodik aufgegriffen und als Ausgangspunkt genutzt. Die sagenhaften Improvisationen Samuel Kummers sind nun verloren (er selbst hat sie, wenn er nach den Noten dafür gefragt wurde, als „Geschenk für den Moment“ bezeichnet). Erhalten blieben seine niedergeschriebenen Kompositionen, wie die 2016 entstandene Toccata „Christ lag in Todesbanden“, in der sich Choral, moderne Klangfarben und eine improvisatorische Freizügigkeit trafen (gespielt von Martin Strohhäcker). Christoph Bossert hatte zuvor die Choralbearbeitung „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ (2017) gespielt, Holger Gehring erinnerte mit der Orgelbearbeitung zu „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ (Deutsches Requiem) an den Kollegen. Samuel Kummer hatte das Stück 2005 extra für jene Termine angefertigt, als der enorme Besucherstrom in der wiedererrichteten Frauenkirche mit Zeitkarten bewältigt werden musste. Für sein Anliegen, aus dem kurzen Augenblick einen Moment wachsen zu lassen, der den Raum mit dem Klang der Orgel verbindet, hatte er sich ein Werk und einen Text ausgesucht, die ihm besonders am Herzen lagen.
Ludger Lohmann hatte das Konzert mit Johann Sebastian Bachs Praeludium et Fuga h-Moll (BWV 544) eröffnet, in dem aus den Farben der Passion eine schier unglaubliche Kraft wuchs. In vielen der Stücke fand sich außerdem Musik wieder, welche die so oft genannte Feinsinnigkeit des Menschen Samuel Kummer spiegelten, wie in Bachs „Schmücke dich, oh liebe Seele“ (BWV 654, Holger Gehring).
Andere standen für die prächtige, kunstvolle Majestät der Orgel, wie die Fantasia g-Moll (BWV 542, ebenfalls Holger Gehring) oder die von Sebastian Freitag präsentierten Variationen, in denen Franz Liszt die Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen sind des Christen Tränenbrot“ mit dem Crucifixus der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach virtuos zusammengeführt hat. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hatte Sebastian Freitag Samuel Kummer als einen offenherzigen, zugänglichen Kollegen und Unterstützer kennengelernt.
Thomas Lennartz näherte sich dem Freund mit einer Improvisation über „Ach Herr, lass dein lieb‘ Engelein“. Noch einmal ein Choral also, in dem nach Liszts absteigenden Intervallen ein Aufstieg begann, der das Wasser (Quell des Lebens) einzuschließen und bis an die Sterne zu reichen schien.“
Dr. Wolfram Quellmalz | 10.05.2024 | DNN Kultur | „Fallenden Blüten weinen mit uns“
Wir danken für die großzügigen Spenden im Andenken an Samuel Kummer zur Unterstützung der Familie bei den Aufwendungen für die Beerdigung.
In der Heinrich-Schütz-Kapelle der Kreuzkirche, wo sonst zu den Orgelkonzerten die Einführungsgespräche unter der Stehlampe stattfinden, gab es die Möglichkeit, sich in das Kondolenzbuch einzutragen.
Orgelkonzert-Programm:
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Praeludium et Fuga h-Moll BWV 544
Samuel Kummer (1968 – 2024)
Choralbearbeitung „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“
Canon alla quinta (2017)
Christoph Bossert (geb. 1957)
Orgelchoral Wachet auf! ruft uns die Stimme
aus: Orgelchoräle mit Interludien (1988 / 89)
Max Reger (1873 – 1916)
Melodia B-Dur op. 59 / 11
aus: Zwölf Stücke op. 59 (1901)
Johann Sebastian Bach
Fantasia g-Moll BWV 542
Johann Sebastian Bach
Choralbearbeitung „Schmücke dich, o liebe Seele“ BWV 654
aus: Achtzehn Choräle von verschiedener Art (Leipziger Choräle)
Johannes Brahms (1833-1897)
„Wie lieblich sind deine Wohnungen“
aus: Ein Deutsches Requiem op. 45
Orgelbearbeitung von Samuel Kummer (2005)
Franz Liszt (1811-1886)
Variationen über den Basso Continuo des ersten Satzes der Kantate
„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen sind des Christen Tränenbrot“
und das Crucifixus der H-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach
Thomas Lennartz (geb. 1971)
Improvisation über „Ach Herr, lass dein lieb‘ Engelein“
Samuel Kummer
Toccata „Christ lag in Todesbanden“ (2016)
In der Ausstellungskapelle konnte die letzte von Samuel Kummer eingespielte CD erworben werden. Es handelt sich um eine 2021 erschienene Doppel-CD mit der Einspielung der Kunst der Fuge von Johann Sebastian Bach, aufgenommen an der Hildebrandt-Orgel der Wenzelskirche Naumburg.
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