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„VIP zum Auftakt“ | Vokalgruppe VIP in der Vesper am 16. August 2025


21. August 2025

„Bevor am kommenden Samstag der Dresdner Kreuzchor die Gemeinde wieder mit seiner ersten Vesper erfreuen wird, oblag es der Vokalgruppe VIP, die Vespersaison zu eröffnen. Das Doppelquartett, vornehmlich aus gewesenen Kruzianern bestehend, gibt es seit 2003 und es macht regelmäßig Station an alter Wirkungsstätte.

Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden
Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden

Wer guten A-cappella-Gesang auf höchstem Niveau liebt und dazu ein Faible für eine eher ausgefallene Programmatik hat, war mit diesem Ensemble genau an der richtigen Stelle. Die acht Herren pflegen einen bestechend schönen und ausgewogenen Gesamtklang und sorgfältigste, intonatorische Reinheit. Auffallend ist auch ihr Hang zu einer sehr plastischen, klug differenzierten Gestaltung, die genau auf Inhalt und Klanglichkeit der Stücke abgestimmt ist.

Vokalgruppe VIP sang in der Vesper

Zuerst widmeten sie sich mit dem eigentlich slowenischen Renaissance-Komponisten Jacobus Gallus sowie dem aus Zittau 1579 gebürtigen Melchior Franck zwei Meistern, die beim Kreuzchor schon immer Standard sind. Entsprechend durchsichtig und nachvollziehbar gerieten denn auch die ausgewählten Sätze. Francks Vertonung des 18. Psalms „Herzlich lieb hab ich dich, Herr“ wies zugleich auf den inhaltlichen Schwerpunkt der Vesper hin: Gottvertrauen und Zuversicht auch in schweren Zeiten. Das sollte hernach in Noble Cains 1944 geschriebener Fassung des wohl bekannten 23. Psalms „The Lord is my shepherd“ in der sehr abwechslungsreichen, sensiblen Wiedergabe durch die Vokalgruppe ihren Höhepunkt finden.

Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden
Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden

England hält das Banner für A-cappella-Gesang hoch

Das Besondere am Vesperprogramm zum 9. Sonntag nach Trinitatis war das Augenmerk auf englische Vokalmusik (wobei dies auch amerikanische oder irische Versionen umfasste) in ihrer Vielfalt, die die Herren stilsicher und zutreffend zu Gehör brachten. Das Banner des A-cappella-Gesangs wurde und wird ja in England in größter Perfektion hoch gehalten. Thomas Tallis zählte zu den ganz großen Komponisten zu Zeiten der englischen Reformation.

Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden
Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden

Geradezu mustergültig zelebrierte VIP die enge Text-Musikbindung der Motetten, ihren Kontrastreichtum („O Lord, in thee is all my trust“). Der schlichten Klangschönheit von „Oculi Omnium des erfahrenen Chorleiters Bob Chilcott folgte mit einer Vertonung von Teilen des Hohelieds Salomos, „Canticum Canticorum II“, etwas völlig anderes, sinnlich, ausdrucksstark. Ganz auf kräftige Tiefendimensionen bauend, auf wirksame Differenzierung war es ein Genuss, der Wiedergabe durch die Vokalgruppe zu lauschen.

Vokalgruppe VIP
Vokalgruppe VIP in der Kreuzkirche Dresden

Eine eigene Bearbeitung der lateinischen Totenmesse, die dem Jahrestag der Ereignisse des 11. Septembers 2001 zugedacht ist, steuerte Timothy C. Takach bei, ein Stück, das nicht nur ewige Ruhe verheißt, sondern auch verwickelte Ereignisse auf dem Weg dahin nicht auslässt. Das Ensemble sang es in berührender Dichte.

Wahre Pracht und Glanz ließen die acht Charles Woods großem Lobgesang „Great Lord of Lords“ angedeihen. Mindestens ebenso prächtig und klangschön ging es in Alexandre Guilmants Fuge aus der 5. Orgelsonate zu, für die sich Thomas Lennartz hier entschieden hatte und bei der er ihren Farbenreichtum und Melodik in den Vordergrund der Aufführung stellte.“

Mareile Hanns | 18.08.2025 | DNN Kultur | „VIP zum Auftakt“

Vokalgruppe VIP