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„Achtstimmigkeit“ | Vokalgruppe VIP sang in der Kreuzkirche | 24.08.2024


26. August 2024

„Die Gründung der Vokalgruppe VIP geht bereits auf das Jahr 2003 zurück. Von den damaligen (ehemaligen) Kruzianern gehören noch zwei zur aktuellen Besetzung, die sich um weitere ehemalige Kruzianer und Thomaner erweitert hat. Ihre Stimmbesetzung ist klassisch: drei Tenöre, drei Baritone, zwei Bässe. Anders als andere Formationen also zum Beispiel kein Countertenor oder Alt. Daß sie dennoch (oder gerade) äußerst flexibel sind, bewiesen VIP am Sonnabend in der Dresdner Kreuzkirche.

Mit Jacobus Gallus’ »Gloria tibi Trinitas« begannen sie quasi an einem musikalischen Ursprung, denn die Motette verweist noch deutlich auf eine gregorianische Herkunft. Mit VIP erklang sie in schönem Gleichmaß. Der Sprung zu Orlando di Lasso und seinem »Beatus vir qui timet Dominum« war so weit wie nah – musikalisch ein weiterer Schritt, steht di Lasso für eine Meisterschaft der Polyphonie. Und hier zeigte sich, daß Schönheit und Gleichklang allein nicht genügen, denn die Sänger von VIP hingen doch sehr an den Noten, wandten sich kaum dem Publikum zu und schienen nicht frei. Das sollte sich auch in den folgenden Titel zeigen: soweit der gemeinsame Atem trug, erreichten sie einen freien, offenen Klang, demgegenüber ließ der Spannungsverlauf jedoch Ausdruck, Kraft und Freiheit missen.

Vokalgruppe VIP sang zur Vesper

Bei Erhard Mauersberger (»Gott, der Heilige Geist«) und seinem Bruder (Rudolf Mauersberger »Herr, lehre doch mich«) fühlten sich VIP zu Hause und sicher. Eine Sicherheit, die sie in Text und Gesang zu vermitteln wussten. Vor allem ließen sie den Text in Ruhe strömen, erreichten einen schwebenden Eindruck bei »Herr, lehre doch mich«, jedoch fehlte trotzdem ein wenig Spannung.

Thomas Lennartz begleitete die Vesper an der Orgel, unter anderem mit Dieterich Buxtehudes raffinierter Toccata in F (BuxWV 156). Schon der Beginn fegte wie ein frischer Wind durch die Kreuzkirche, im Verlauf traten fugierte Abschnitte und freie, an eine Phantasie erinnernde Teile in den Vordergrund.

Danach übernahmen wieder VIP mit zwei Titeln von Hugo Distler: »Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser« sowie »Verleih uns Frieden gnädiglich«, also zwei sehr bekannte, alte Texten in äußerst modernem Gewand. Wirklich beflügelt (oder beflügelnd) gelang aber Felix Mendelssohns »Vespergesang«!

Derart aufgeschlossen konnte jeder dem Hinterfragen und den Anstößen zum Umdenken folgen, die Superintendent Christian Behr in den Mittelpunkt des Wortes zum Sonntag stellte.

Mit den »Quatre petites prières de Saint François d’Assise« von Francis Poulenc hatten VIP etwas ganz Besonderes ans Ende ihres Programms gesetzt. In den solistisch und harmonisch wechselnden Teilen zeigten sich vier eigenständige Werke, die hier in einer beeindruckenden Folge erklangen.“

26. August 2024 | Wolfram Quellmalz | NMB | Achtstimmigkeit

Vokalgruppe VIP
(c) Paula Lehmann