„Bach-Nachfolge“ | Vesper mit der Capella Sanctae Crucis Dresden | 31. August 2024
4. September 2024
Vesper mit der Capella Sanctae Crucis Dresden: „Kennern ist gerade Johann Ludwig Krebs ein Begriff, ist er doch der wohl berühmteste der Schüler Johann Sebastian Bachs. (Immerhin: auch sein Vater, Johann Tobias Krebs, obwohl nur fünf Jahre jünger als Johann Sebastian, war bereits ein Bach-Schüler gewesen!) Vor allem die Orgelwerke Johann Ludwig Krebs‘ werden immer wieder gespielt. Doch war der Zwickauer Domorganist und Schloßorganist in Zeitz, schrieb darüber hinaus sakrale Vokalmusik, wie ebenso sein Sohn Johann Gottfried Krebs, der in Altenburg Stadtkantor wurde. Kompositionen von Vater und Sohn waren am Sonnabend in der Dresdner Kreuzkirche mit der Capella Sanctae Crucis Dresden zu erleben.
Kantaten von Johann Ludwig und Johann Gottfried Krebs in der Dresdner Kreuzvesper
Kreuzorganist Holger Gehring eröffnete die Vesper mit Johann Ludwig Krebs‘ Praeludium et Fuga D-Dur von Johann Ludwig Krebs, das quasi für einen Barocken Nachglanz sorgte und die prächtige und meisterliche Leuchtkraft vorzeigte, für die man Krebs zu seinen Lebzeiten gepriesen hat.
Mit der Kantate »Jesu, meine Freude« folgte das Programm nicht nur dem Kirchenjahr (14. Sonntag nach Trinitatis), sondern gab auch einen Einblick in Krebs‘ vokale Komponierwerkstatt. Überraschend schon in der verhältnismäßig knappen Form (Coro – Baß-Recitativo – Sopran-Arie – Choral) erwies sich vor allem das Recitativo (Johannes G. Schmidt) als beseelt-melodischer Satz, während die folgende Arie »Schlage bald, geliebte Stunde« nicht wenig an Bachs »Ach, schlage doch bald« in BWV 95 (dort Tenor) erinnerte. Die Oboe klang dabei ein wenig vordringlich – wäre eine Oboe d’amore vielleicht schöner gewesen? Andererseits ging es ja nicht um ein Liebesthema oder eine liebliche Stunde, sondern den Abschied. Mit der Sinfonia c-Moll durfte sich Vater Krebs noch einmal von seiner beherzten Seite zeigen.
Capella Sanctae Crucis Dresden
Nach dem Wort zum Sonntag (Pfarrerin Friederike Hecker) und dem Gemeindegesang (aus EG 333 »Danket dem Herrn«) kam mit Johann Gottfried Krebs‘ Kantate »Himmel und Erde sind voll seiner Güte« ein etwas umfangreicheres Werk zur Aufführung. Dorothea Wagner (Sopran), Elisabeth Holmer (Alt) und Jonas Finger (Tenor) übernahmen bzw. behielten die übrigen Stimmen bei, zur Capella Sanctae Crucis Dresden stießen nun noch die beiden Naturhörner mit Miklós Józef Takács und Tomek Grochalski, die jedoch weder für Jagd- noch für Festatmosphäre sorgten, sondern – hinten stehend – einen wohltönenden Hintergrund bereiteten, praktisch fast im Basso continuo blieben. Jonas Finger sorgte für einen leichten, angemessen emotionalen Recitativo-Vortrag, während der erste Choral in der Mitte der Kantate in seiner schlichten Zurückgenommenheit (bzw. ohne Affektlastigkeit) auffiel. In der Sopran-Arie sorgte Dorothea Wagner für eine emphatische Steigerung im Verlauf. Der beschließende Choral, vom Sopran begonnen, aber schließlich im Quartett gesungen, führte den Steigerungsverlauf weiter und setzte einen galanten Höhepunkt.“
2. September 2024 | Wolfram Quellmalz | NMB | „Bach-Nachfolge“