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„Eine Vesper für Peter Schreier“ | Kreuzchorvesper am 13.09.2025


21. September 2025

Dresdner Kreuzchor zum 90. Geburtstag von Peter Schreier: „Der 13. Sonntag nach Trinitatis stand am vergangenen Wochenende in der Dresdner Kreuzkirche zumindest musikalisch und mit manchem Wort im Gedenken an den 2019 verstorbenen ehemaligen Kruzianer Peter Schreier. Am 29. Juli hätte er seinen 90. Geburtstag feiern können, das war – Peter Schreier ist bis zu Schluss ein kritischer Geist und seinem Kreuzchor verbunden geblieben – für eine extra große Besuchergemeinde ein Grund mehr, zu kommen.

Nicht nur Roderich Kreile, Amtsvorgänger des aktuellen Kreuzkantors Martin Lehmann, auch Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch zählte zu den Gästen und lobte in ihrem Grußwort Peter Schreiers künstlerisches Wirken. Prof. Matthias Herrmann blickte in seiner Würdigung noch einmal auf die einzigartige Laufbahn des Tenors zurück, der im Kreuzchor als Sopran begonnen, vor allem aber als Knabenalt früh Bekanntheit erworben hatte – wie viele der Anwesenden, darunter ehemalige Kruzianer, hatten manches, was da genannt wurde, miterlebt und noch ebenso frisch im Gedächtnis? Für die Gäste aus Coventry, die anlässlich eines Treffens der Nagelkreuzgemeinschaft gekommen waren, dürfte der Name Peter Schreier ebenso bekannt (wenn auch nicht so präsent) gewesen sein.

Kreuzchorvesper für Peter Schreier

Und doch sollte es keine Gedenkveranstaltung werden, denn im Mittelpunkt des musikalischen Wirkens stand der aktuelle Kreuzchor, der seine Werke sang, worunter sich manche Peter-Schreier-Stücke (jene, die der damalige Kreuzkantor Rudolf Mauersberger für ihn geschrieben hat) befanden.

Insofern war die Wiederaufführung von Agnes Ponizils Introitus für den 13. Sonntag nach Trinitatis eine schöne, aufs Wort fokussierende »Brücke«, die ihre Übertragungskraft neu entfalten durfte. Nach dieser auf Silben und Inhalte bedachten Aussage entfaltete Urmas Sisask‘ Laudate Dominum (aus Gloria Patri24 Hymns for mixed choir Opus 17) nach und nach seine Kraft. Geradezu unwiderstehlich zeigte diese sich im Confiteor unum baptisma aus der Messe h-Moll (BWV 232) von Johann Sebastian Bach. Mit den Knabenstimmen »oben« beginnend, entfaltet sich per Raum-Klang-Wirkung ein musikalisches Ereignis en miniature – doch gerade dieses umwerfend großartige wirkte irritierend, mißte der Kenner doch die Fortsetzung »Et expecto resurrectionem …« und das anschließende Sanctus.

Keine Irritation gab es mit Andreas Hammerschmidt. Im Gegenteil fügte sich »Verleyh uns Friede genädiglich« (aus den Musicalischen Andachten, Vierdter Theil, 1646) in die Kette der (Wieder)aufführungen wir eine Perle. Man kann nur froh sein, daß Andreas Hammerschmidt beim Dresdner Kreuzchor so zentral bedacht wird und darf ahnen, daß dies nach dem Festjahr eine Fortsetzung findet. Vielleicht führt die Aufwertung gar in einen Nachhall wie zuletzt beim wiederentdeckten Gottfried August Homilius?

Nach den Reden galt mit Rudolf Mauersbergers »Bitte« (Ich hört eine Amsel schlagen, aus dem Zyklus Erzgebirge, RMWV 5) das musikalische Programm Peter Schreier. Solist Simeon Anwand, der ohne Noten frei und unbelastet vortrug, war dabei – klugerweise, denn es vermied »historisierende« oder »nostalgisierende Vergleiche« – von einer kleinen Altgruppe umgeben.

Nach dem Wort zum Sonntag schloß die Reminiszenz mit Rudolf Mauersbergers »Das Vaterunser« (aus der Geistlichen Sommermusik RMWV 11). Zuvor hatte Kreuzorganist Holger Gehring mit Praeludium et Fuga a-Moll (BWV 543) im dicht verschlungenen Stimmverlauf manch fallender Motive (Praeludium) das von innen heraus strahlende Bach’sche Orgelspiel mit einer sich fröhlich aufschwingenden Fuge abgeschlossen.

Wie eingangs geschrieben: der aktuelle Kreuzchor stand letztlich im musikalischen Mittelpunkt, auch deshalb, weil er nach dem Gemeindegesang nach oben gerückt war, denn von der Chorempore aus klingt er noch ein wenig himmlischer. Felix Mendelssohns »Hör mein Bitten« (MWV B 49) mit Heidi Maria Taubert (Sopran) verfehlte seine Wirkung innerhalb der »Eine Stunde himmlisch gute Musik« (Programmtitel) nicht und sorgte im Dreieck von Chor, Sopran und Orgel für eine großartige Spannung!“

17. September 2025 | NMB | Dr. Wolfram Quellmalz | „Eine Vesper für Peter Schreier“

Peter Schreier
Peter Schreier (c) Bundesarchiv, Bild 183-R0423-0017 Spremberg, Joachim CC-BY-SA 3.0