„Präludien im Advent“ | Orgelkonzert mit Tanz und Licht am 3. Dezember 2025
7. Dezember 2025
Weihnachtliches Orgelkonzert in der Kreuzkirche Dresden: „Am Mittwoch nach dem 1. Advent endet jeweils der Dresdner Orgelzyklus. Kreuzorganist Holger Gehring hatte die Ausdruckstänzerinnen Sabine Jordan und Antje Börner zu einem gemeinsamen Abend in der Kreuzkirche überredet. Im Vorgespräch „Unter der Stehlampe“ erfuhr man, dass beide nicht wirklich für klassisches Ballett „brannten“, die erlernten Figuren, Körperbeherrschung und Disziplin aber dennoch eine wesentliche Grundlage beim Ausdruckstanz sind.
Während das Ballett präzise einer vorherbestimmten Choreographie folgt, genügt dem Ausdruckstanz ein Konzept, schon wegen der Länge der Stücke und der Abstimmung der Tanzpartnerinnen. Die wesentliche Ausdruckskraft soll jedoch spontan wirken und wird improvisiert.
Orgelkonzert mit Kreuzorganist Holger Gehring

In der Kombination mit der Musik und den Illuminationen von Michael Neumann wirkte dies erstaunlich unaufdringlich und unaufgeregt, was nicht nur an den fast lautlosen Bewegungen lag, sondern ebenso am Anlass, denn der Advent hatte sich in der Musikauswahl von Holger Gehring niedergeschlagen. Die Bewegungen der beiden Künstlerinnen waren in der Regel fließend, einzeln, abwechselnd oder paarweise – dann natürlich nicht synchron, dennoch symbiotisch.
Die Gesten blieben unaufdringlich und befreiten die Zuhörer davon, einen Zusammenhang zwischen Tanz und Musik herstellen oder gar eine Symbolik deuten zu müssen – entdecken konnte man natürlich, oft gebende (darbietende) oder vermittelnde Posen. Auch die Farbigkeit des Lichts blieb unaufdringlich, da Michael Neumann auf hektische Wechsel verzichtete und der Schimmer immer wieder die dunklen Kleider und Gewänder rot, grün oder blau schimmern ließ.

Dresdner Orgelzyklus schloss für dieses Jahr mit einem „plus Tanz und Illumination“
Holger Gehring hatte sich für Musik entschieden, die einer adventlichen Liturgie entnommen oder auf Choräle bezogen war. Mit Jeanne Demessieux‘ melodiös fließendem Präludium Choral orné über das gregorianische Thema „Rorate caeli“ (Taut, ihr Himmel, von oben) stand zu Beginn gleich eine Entdeckung auf dem Programm. Es gehört ebenso in die Adventszeit wie die Préludes à l’Introït op. 25 von Paul de Maleingreau. In drei Stufen wurden die Präludien zur Christnacht, zur Christmette und für den Festgottesdienst mit sich gegenüberstehende Melodiebögen immer offener und heller.
Bei Jean Langlais‘ Noël Breton (Bretonisches Weihnachtslied) schien sich die große Jehmlich-Orgel in ein kleineres und älteres Instrument zu verwandeln. Den zauberhaften Gesang unterstrichen hier die Farb- und Bewegungsspiele der Tänzerinnen im Licht besonders. Für Paul de Maleingreaus L’Adoration mystique (Mystische Anbetung aus der Symphonie de Noël / Weihnachtssinfonie) hatte Michael Neumann ein Grün des Lebens gewählt, vor dessen Hintergrund die Tänzerinnen immer wieder wechselten. Musik und Bewegungen schienen zur Ruhe zu finden.

Darius Milhauds Pastorale op. 229 verband eine erzählerische Stimme mit pastoraler Stimmung, schien dabei konzentriert oder – vor allem im Hinblick auf das folgende Werk – schlichter. Natürlich war die Symphonie gothique von Charles-Marie Widor nicht nur ein krönender Abschluss und das umfangreichste Werk des Abends, sondern jenes, das hinsichtlich seiner Expressivität in Musik und Tanz am meisten einnahm.
Dreiecks- und Umhangtücher waren nur die Ingredienzen, die den Eindruck verstärkten, vor allem entwickelte Widors Musik eine bannende Kraft, welche den Tanz einzubinden, aufzusaugen schien. Der beeindruckendste Teil lag sicher in der Musik, die auch ohne Illumination viele Lichtfarben und chromatische Läufe enthält. Tief empfunden und voller Spannung war der Gegensatz des Mittelteils aus Andante und Allegro, bevor die Variationen über den Weihnachtsintroitus „Puer natus est nobis“ (Ein Kind ist uns geboren) die Ruhe des gregorianischen Gesangs ebenso einschlossen wie hymnischen Gesang.“
Dr. Wolfram Quellmalz | 05.12.2025 | DNN Kultur | „Präludien im Advent“