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„Petit four für die Orgel“ | Orgelkonzert mit Johannes Berger am 19. Juli 2025


25. Juni 2025

Orgelkonzert in der Kreuzkirche: „Halbzeit der Ferien in Sachsen bedeutet auch Halbzeit des Orgelsommers in der Dresdner Kreuzkirche. Das Bergfest feierte gestern Johannes Berger, der sonst die Heldenorgel der Festung Kufstein spielt. Ein Kuriosum im Vergleich: seit ihrer Erweiterung 2009 war sie mit 4948 Pfeifen die größte Freiluftorgel der Welt, bis sie diesen Rekord 2015 an die Austin-Orgel im Spreckels Organ Pavilion (Balboa Park, San Diego) verlor – braucht man solche Rekorde? Der Spieler der Heldenorgel sitzt übrigens in einem Spieltischhäuschen …

Johannes Berger beim Orgelkonzert in Dresden

Für sein Dresdner Konzert hatte Johannes Berger vier ganz unterschiedliche Werke der Orgelliteratur ausgewählt, sozusagen für jeden Geschmack etwas, und diese auch hübsch präsentiert. Mit Praeludium und Fuge D-Dur (BWV 532) von Johann Sebastian Bach hatte er ein Werkpaar ausgewählt, das schon im ersten Teil mit fugierten Passagen aufwartet, dabei aber einen fröhlichen, aufwärtsstrebenden Duktus bewahrt und das Thema zirkulieren lässt. Die Fuge blieb trotz wachsenden Aufbaus luftig.

Wem das nicht filigran genug war, der durfte danach zwei Raritäten begegnen: während man von Mozart oder Haydn des öfteren Miniaturen für die Orgel hört, fristen die Fünf Stücke für die Flötenuhr (WoO 33) von Ludwig van Beethoven ein Schattendasein. Mit Allegro non più molto und Allegro führte Johannes Berger feine Unterschiede zwischen zart und lebhaft vor. Erfrischend blieben die vor allem in den Oberstimmen laufenden Motive – Flötenuhr bleibt Flötenuhr, auch auf einer großen Jehmlich-Orgel.

Orgelkonzert mit Johannes Berger
Johannes Berger (c) Alan Ovaska

Johannes Berger beim Orgelsommer in der Dresdner Kreuzkirche

Nach dem feinen Wiener Biskuit überraschte die Mächtigkeit von Nimrod aus den Enigma Variationen von Edward Elgar (Orgelbearbeitung: Pierre Gouin). Doch schließlich ist der Orgelsommer keine Andacht wie die Kreuzvesper, sondern soll jeglichen Gästen der Kreuzkirche Orgelmusik näherbringen. Insofern war die geschmackvolle Einrichtung des bekannten Stückes auf dem bunten Teller der Petit fours herzlich willkommen.

Und wer es nicht gemocht haben mochte, dem blieb zum Schluss noch eine kleine, große Leckerei: Georg Friedrich Händels Music for the Royal Fireworks, aus der Johannes Berger – selbst eingerichtet – Ouvertüre, Bourrée, La Paix, La Réjouissance, Menuett I und II erklingen ließ. Festlich und funkelnd, mal hinsichtlich der Feinheit zu Beethoven »zurückblickend« (Bourrée), durften die beiden Menuette den festlichen Jubel anstimmen (I) und mit majestätischer Kraft ausstatten (II).“

20. Juli 2025 | Wolfram Quellmalz | „Petit four für die Orgel“ | NMB

Orgelkonzert mit Johannes Berger
Johannes Berger (c) Alan Ovaska