
„Die Geschichte Jesu“ | Orgelkonzert mit Kreuzorganist Holger Gehring | 12.03.2025
17. März 2025
Orgelkonzert mit Kreuzorganist Holger Gehring: „Am Beginn der Passionszeit bot Kreuzorganist Holger Gehring beim Dresdner Orgelzyklus eine Vielfalt wie sonst zum Abschluss der Anfang Dezember. Eingeladen hatte er Jennifer Riedel (Sopran), Undine Röhner-Stolle (Oboe und Englischhorn) sowie das Ensemble VokalChoral Dresden unter der Leitung von Marcus Steven. Der Chor hat keine feste Besetzung. Diesmal kamen sie zu neunt, mit vier Frauen- und vier Männerstimmen plus den Leiter, der sich als Bass beteiligte.
Orgelkonzert am 12.03.2025
Gehring eröffnete den Abend mit Olivier Messiaen „Jésus accepte la souffrance“ (Nr. 7: Jesus nimmt das Leiden an) aus „La Nativité du Seigneur“ (Die Geburt des Herrn, neun Meditationen für Orgel). Obwohl gerade 27-jährig, hatte Messiaen darin bereits einen unverwechselbaren Stil mit einer ebenso typischen wie ungewöhnlichen Chromatik entwickelt.
Das Programm des Abends, „Passionsinfonie“ genannt, lebte vom Bezug auf Themen zur Passion oder des Leben Jesu (die Geburt eingeschlossen), wobei sich in den Stücken ganz verschiedene Aspekte zeigten. Ob nun durch Gesang ausgedeutet oder weil Oboe und Orgel symbiotisch verschmolzen.
Max Reger war mit drei der Zwölf Geistlichen Lieder op. 137 vertreten. „Oh Jesu Christ, wir warten dein“ (Nr. 12), später „Uns ist geboren ein Kindelein“ (Nr. 3) sowie „Klage vor Gottes Leiden“ (Nr. 11) führte jenen Reger vor, der mit Schlichtheit und Melodieführung betören kann. Auch Kirchenlieder oder an diesen orientierte Stücke gewinnen, wenn sie von einer schönen Stimme präsentiert werden. Jennifer Riedel vermochte dies mühelos – verblüffend, wie sie Tragfähigkeit (im großen Raum der Kreuzkirche wesentlich) und Leichtigkeit zu verbinden wusste.
Umfangreicher Orgelzyklus in der Passionszeit
Vielleicht nicht verführerisch im sinnlichen Sinn, aber anregend im intellektuellen waren die Instrumentalwerke. Marcel Duprés „Nativité“ (Geburt) aus der Symphonie-Passion op. 23 konnte mit seiner Struktur faszinieren, aber auch mit Schichtung und Verläufen und überraschen, wie im später angefügten „Crucifixion“ (Kreuzigung). Wie allen Stücken des Abends lag nicht nur ein Thema zugrunde, sondern Texte, Verse. So überraschte es nicht, darin ein Lied oder einen Choral, etwa „Adeste fideles“ zu entdecken. Ebenso gab Regers „Passion“ aus den Sieben Stücken op. 145 seine Choralbasis zu erkennen.
Nach Dauer und Anlage war Sigfrid Karg-Elerts Passionskanzone „Die Grablegung Christi“ das größte Werk des Abends. Die Erweiterung der Orgel um Holzblasinstrumente wirkte hier zwar ein wenig wie eine Bearbeitung (während sie zuvor organisch klang), entspricht aber dem Original und verbindet instrumentale mit vokalen Attributen. Undine Röhner-Stolle trat sozusagen in einer Doppelrolle auf, gab zunächst der Orgel ein Englischhorn-Echo, wahrte aber die Gesanglichkeit ihrer Stimme.
VokalChoral hatte seine Strophen zunächst im Wechsel mit dem Solosopran vorzutragen, im Schlusschor vereinigten sie sich. Im Gesang waren der wechselnde Verlauf und die expressive Darstellung noch im Rezitativ bestechend. Doch eine schlichte Botschaft wollte Sigfrid Karg-Elert seinem Publikum wohl nicht übermitteln. Schon die tremolierende Orgel hatte die Emotionalität des Themas herausgestellt. Das mit Bestimmtheit vorgetragene „Amen“ klang dunkel nach.“
Wolfram Quellmalz | 14.03.2025 | DNN Kultur | „Die Geschichte Jesu“
