Nachrichten

„Deutsch-englischer Brückenschlag“ | Orgelkonzert mit Henry Fairs | 3. September 2025


8. September 2025

Orgelkonzert in der Kreuzkirche Dresden: „Der Organist Henry Fairs unterrichtete bereits in Birmingham und Leipzig, seit fünf Jahren ist er als Professor für Künstlerisches Orgelspiel an der UdK Berlin. Mittlerweile fühle er sich durchaus etwas zu Hause, in Berlin ebenso wie an der riesigen, weit verteilten UdK. An die direkte (um nicht zu sagen »ruppige«) Art der Berliner hat er sich offenbar gewöhnt, wie man im Vorgespräch »Unter der Stehlampe« am Mittwoch in der Dresdner Kreuzkirche heraushören konnte.

Daß es in England keine dezidierte Ausbildung im Bereich Kirchenmusik gibt wie in Deutschland, war an gleicher Stelle mit anderen Gästen bereits einmal erörtert worden. In Großbritannien gilt also mehr das Orgelspiel und die erworbene Praxis. Dabei sind die Probenzeiten oft sehr knapp bemessen – es braucht wohl viel Flexibilität!

Orgelkonzert mit Henry Fairs

Eine Brücke zwischen Deutschland und Großbritannien spannte Henry Fairs außerdem (und nicht nur) mit Felix Mendelssohn auf. Der war schließlich mehrfach auf der Insel zu Besuch und begeisterte das Publikum dort unter anderem mit seinem Orgelspiel – wie sehr, läßt sich zumindest aus den hinterlassenen Orgelwerken nur ansatzweise erahnen.

Die Paulus-Ouverture in einer zeitgenössischen Bearbeitung von William Thomas Best hinterließ einen großartigen Eindruck, schon allein wegen ihres hymnischen Charakters, der bereits vom Chor »Wachet auf, ruft uns die Stimme« durchdrungen ist. Auf den feierlichen, schreitenden (musikalischen) Einzug (Marsch) folgte ein Fugenteil, der sich sogleich auffächerte – ein orchestraler Eindruck, wie er bei Edward Elgar wiederkehren sollte. Zunächst griffen die Stimmen – wie die eines riesigen Chores – um sich und erfaßten wohl jeden im Kirchenschiff.

Orgelkonzert, Dresdner Orgelzyklus, Holger Gehring, Orgelseminar
Große Jehmlich-Orgel der Kreuzkirche

Dagegen (also im direkten Vergleich) fielen die sechs Studien für den Pedalflügel Opus 56 von Robert Schumann trotz des kanonischen Stils und der darin enthaltenen Raffinesse ein wenig schlicht – weil eben doch meist pianistisch – aus. Henry Fairs stellte gerade den wechselnden Kontrast der strukturell schärfer konturierten Teile und der dazwischenstehenden, schimmernden und stimmungsvollen, reizvoll heraus. Zudem ließ sich dabei nachvollziehen, wie Schumann in feinen Graden von »Nicht zu schnell« (Nr. 1), »Etwas schneller« (3) bis schließlich »Nicht zu schnell« (5) unterschied. Die stimmungsvollen Sätze gewannen wiederum durch ihre Gesanglichkeit.

Seine Begeisterung für Edward Elgar Sonate G-Dur, Opus 28, hatte Henry Fairs nicht nur im Vorgespräch (»Elgars Sinfonie Nr. 0«), sondern auch mit seinem ausschließlich diesem Werk gewidmeten Programmhefttext zum Ausdruck gebracht. In der Tat fiel nicht nur auf, daß dies ein »echtes« Orgelstück ist, sondern zudem eines von sinfonischer Qualität, das in seinen Sätzen viele Orchesterfarben bereithält. Und darin mischte und registrierte Henry Fairs gekonnt Streicher- und Bläserstimmen, so daß gerade nicht Soli überwogen, sondern sich stets ein individueller, von einer Gruppe geprägter Klangeindruck einstellte. Am stärksten vielleicht im dritten Satz, der wie ein Bläserchor wirkte. Zuvor hatte ein majestätisches Allegro eröffnet, wonach das Allegretto mit einem Präludium-Abschnitt begann, an den sich luftig der eigentliche Satz anschloss.“

4. September 2025 | Wolfram Quellmalz | NMB | „Deutsch-englischer Brückenschlag“

Orgelmusik, Orgelkonzert
Große Jehmlich Orgel der Kreuzkirche Dresden
Henry Fairs, Organist, Orgelmusik, Orgelkonzert