„Die Zuversicht des guten Werkes“ | Kreuzchorvesper am 26.10.2024
30. Oktober 2024
„Kreuzchorvesper am 22. Sonntag nach Trinitatis – Die Zuversicht, dass ein gutes Werk vollenden werde, wer es begonnen hat, spiegelte sich am Sonnabend in der Kreuzkirche nicht nur in der liturgischen, sondern auch der musikalischen Auslegung. Mit Jan Arvid Prée setzt der Kreuzchor derzeit im dritten Jahrgang die Reihe neuer Introitus für die Sonn- und Feiertage fort. Mit Anton Matthes wiederum schöpfte der Kreuzchor bereits aus der Tradition der Prée nachfolgenden, jüngsten Komponistengeneration.
Der Introitus nach Worten aus dem 143. Psalm (Uraufführung) folgte der mittlerweile gängigen Praxis zweier unterschiedlich großer Chöre, was einerseits die klare Vermittlung des Wortes unterstreicht und Hervorhebungen ermöglicht, andererseits nutzte der Komponist die Gelegenheit harmonischer Wechsel und der Zusammenführung beider Chöre.
Kreuzchorvesper mit Bachkantate „Mache dich, mein Geist, bereit“
Arvo Pärt nutzte bei seinem „Peace upon you, Jerusalem“ den meditativen Effekt der Verlangsamung für seine Beschreibung und unterstrich den Friedenswunsch am Ende mit den Sopranen, die für einen Hall-Ton sorgten, während der übrige Chor den Text weitertrug.
Im Mittelpunkt stand Johann Sebastian Bachs für diesen 22. Sonntag nach Trinitatis geschriebene Choralkantate „Mache dich, mein Geist, bereit“ (BWV 115) aus dem zweiten Leipziger Jahrgang. Unter den Solisten traten Alexander Schafft (Tenor) und – sehr kurzfristig eingesprungen – Daniel Ochoa (Bass) auf, Elisabeth Holmer belebte die Alt-Arie „Ach schläfrige Seele, wie?“ mit sanftem Timbre wieder sehr einfühlsam. Für das Sopransolo („Bete aber auch dabei mitten in dem Wachen!“) vertraute Kreuzkantor Martin Lehmann auf Kruzianer Joel Necker, der sich der wichtigen Aufgabe gewachsen zeigte. Das lässt sich auch im Zusammenspiel mit den Instrumentalisten sagen, die wieder vom Philharmonischen Kammerorchester Dresden kamen und hier mit Flötensolo den Sopran unterstrichen.
Robin Gaede begleitete als Continuo-Spieler sowie an der großen Orgel die Vesper. Louis Viernes Allegro maestoso aus der dritten Orgelsinfonie scheint zunächst zu zirkulieren, bevor es zu einer Blüte gelangt.
Begegnungen mit der Musik Andreas Hammerschmidts sind immer eine Bereicherung. „Meine Seele erhebt den Herren“, geradezu herzerquickend, mochte man da nicht mehr Bachs Kantate nachstellen! Vom harmonischen Gerüst über die ausgearbeiteten Formelemente, Textbetonungen wie ein mehrfach wiederholtes „zerstreuet“ bis zu den parallelen, aber großartig verständlichen Textzeilen konnte Hammerschmidt von den derzeitigen Vorzügen des Kreuzchores profitieren – davon gerne mehr!
Mehr gab es sogleich im Anschluss mit einer Motette von Anton Matthes, übrigens ein bruchloser Anschluss, denn trotz der nahezu vierhundert Jahre zwischen Hammerschmidt und Matthes verbinden beide harmonische Verständlichkeit und Zugänglichkeit. Die Motette „Beati mortui“ erklang bereits am 18. Mai in der Pfingstvesper. Wieder- wie Uraufführungen von ihm sind wohl höchst wahrscheinlich!
Mit Max Regers „Nachtlied“ aus Opus 138 gab der Kreuzchor der Gemeinde das Geleit, welches die Dresdner Turmbläser draußen aufnahmen.“
„Die Zuversicht des guten Werkes“ | DNN Kultur | Wolfram Quellmalz | 29.10.2024