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Knabenchor Dresden | „Misericordias domini in der Dresdner Kreuzkirche“ | 3. Mai 2025


7. Mai 2025

„Knabenchor Dresden wandte sich dem Thema Barmherzigkeit zu. Gleich zweimal erlebten wir Chorleiter Matthias Jung an diesem Wochenende in Konzerten: Am Sonnabend gestaltete er mit dem Knabenchor des Heinrich-Schütz-Konservatoriums Dresden die Kreuzvesper, am Sonntag war er mit dem Motettenchor Dresden in der Kirche Leubnitz-Neuostra zu Gast.

Knabenchor Dresden wandte sich dem Thema Barmherzigkeit zu

Die Kreuzvesper stand ganz im Zeichen des Sonntags Misericordias domini, wofür Matthias Jung Werke ausgewählt hatte, die sich mit dem Thema Barmherzigkeit befaßten. Für seinen Knabenchor war dies durchaus ungewöhnlich, obwohl die geistliche Musik natürlich zu seinem Repertoire gehört. Aber anders als der Kreuzchor mit seinem noch einmal deutlich höheren Probenpensum singt der Knabenchor Dresden eben auch andere Werke und konzentriert sich nicht auf die sakrale Musik, außerdem ist er stärker auf Projekte statt Wochen des Kirchenjahres ausgerichtet.

Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden
Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden

Mit Benjamin Brittens Jubilate Deo ließ das Programm sogleich aufhorchen – unter anderem hatte Johann Sebastian Bach den gleichen Text (»Jauchzet dem Herrn«) vertont. Mit einem so komplexen Werk in fremder Sprache zu beginnen, war vielleicht ungewöhnlich, aber interessant, etwa wenn man die Choralzeilen darin entdeckte.

Felix Bormann matte bei Britten die Begleitung an der Wegscheider-Truhenorgel übernommen, die meisten Titel sang der Dresdner Knabenchor aber a cappella. Wie »Shir lamma’alót«, ein Wallfahrtslied (nach Psalm 121 »Ich hebe meine Augen auf«) von Salomone Rossi, bei dem Matthias Jung seinem Chor in der fünfstimmigen Komposition einen außerordentlich geschlossenen Klang verlieh. Wie anders klang im Anschluß Claudio Monteverdis Motette »Adoramus te Christe«! Weniger, weil sie sechsstimmig um ein Grad »höher« stand in der Chörigkeit, vielmehr öffnete sich Meister Monteverdi darin die Tür zur Polyphonie – ein wunderbarer Moment!

Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden
Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden

Mit Heinrich Schütz‘ Motette »Gutes und Barmherzigkeit werden mit folgen« (SWV 95), nun wieder mit Begleitung, wandten sich die Chorknaben ihrem Hausvater (Namensgeber des Konservatoriums) zu, erneut mit einem geschlossenen Eindruck des Gemeinsamen.

Dr. Wolfram Hoppe spielte an der großen Jehmlich-Orgel Johann Ludwig Krebs‘ Toccata und Fuge E-Dur (Krebs-WV 406), die schon mit der mehrteiligen Toccata mit ihrem Lichtmotiv beeindruckte, aber nicht minder mit dem Choralgestus der Fuge.

Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden
Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden

Mit Bernhard Kleins »Der Herr ist mein Hirt« gab es danach einen »doppelten Sprung«: einerseits wechselte das Programm von den Ausklängen des Barock unvermittelt in die Romantik, außerdem griff der Dresdner Knabenchor nun mit den Männerstimmen allein die ganz besondere Tradition der romantischen Chorlieder für Männerchöre auf, der sie mit dem typisch warmen Klang entsprachen. Doch auch hier verweilten sie nicht bzw. zeigten mit »I Salut, Dame Sainte« (als würde es schweben) und »III Seigneur, je vous en prie« (aus »Quatre petites prières de Saint François d’Assise«) von Francis Poulenc ihre Vielseitigkeit.

Mit Vytautas Miškinis‘ zeitgenössischem »Cantate domino«, Romuald Twardowskis Benedictus und Maurice Duruflés Ubi caritas setzte der Dresdner Knabenchor, nun wieder mit den eingeschlossenen Knabenstimmen, seine vielsprachige musikalische Reise fort.

Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden
Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden

Barmherzigkeit, caritas, Liebe und Güte waren nicht nur im musikalischen Programm verwoben, Pfarrer Holger Milkau griff sie ebenfalls auf und bezog sich vor dem aktuellen Hintergrund des verstorbenen Papstes und der bevorstehenden Papstwahl auf die Erzählung bzw. Tätigkeit Franz von Aisis.

Im Ausklang war noch einmal Maurice Duruflé zu hören: das Notre Père ersetzte das liturgische Vaterunser der Vesper, Charles Villiers Stanfords hymnisches »How beauteous are their feet« entließ die Gemeinde mit vielen frohen Gedanken, durch Ausrufungszeichen unterstrichen und musikalisch beflügelt (nicht allein mit Nachdruck versehen), in den Abend.“

5. Mai 2025 | Dr. Wolfram Quellmalz | NMB | „Misericordias domini in der Dresdner Kreuzkirche“

Knabenchor Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden