Eingerahmt vom Frühling und von noch mehr Tönen Antonio Vivaldis grüße ich Sie alle. Der bevorstehende Frühling und Vivaldis Heimat, das Sonnenland Italien regen mich an.

Es sind noch sechs Tage, dann wird es soweit sein. Nur zweimal im Jahr steht die Sonne senkrecht über dem Äquator, um eine Weile beide Erdhälften gleichmäßig zu bescheinen. Das ist am 20. März um 10.01 der Fall. Man nennt es Frühlingsanfang.

Frühling

Gleichmäßig beschienen ohne Unterschiede, ob Süd oder Nord, ob auf der Sonnen- oder der Schattenseite des Lebens. Gleichmäßig beschienen von Wärme, Licht und Zuversicht. Das ist Frühling

Die Kreuzkirche ist 2025 erneut Gastgeberin für das Benefizkonzert. Die Kirche trägt die Spuren der Verwundung. Der Verwundung und Überwindung. Als vor 80 Jahren der Frühling in Dresden einzog, lag die Stadt in Trümmern. Es war die Folge einer von Hochmut und Hass geprägten Zeit, deren Gewalt letztlich auf sie selbst zurückfiel. Es war eine Zeit, in der Menschen in den Schatten gestellt und in die Finsternis verbannt wurden. Vom Sonnenlicht für alle ohne Unterschied war keine Spur. Es ist mir wichtig, gerade heute daran zu erinnern.

Unsere Gesellschaft trifft Entscheidungen, die aus mancher Sorge begründbar erscheinen. Sie wird sich immer einer Sache bewusst sein müssen: Ungerechtigkeit und Schaden, die sie heute ausübt, wird sich morgen gegen sie verkehren. Vor allem im Bereich der Fürsorge um Schwache und Bedürftige muss unsere Welt sich im Licht der Sonne aufstellen.

Ja, mehr noch, sie muss die Sonnenstrahlen, die geschaffen sind, alle Kreaturen gleichermaßen glücklich zu machen, reflektieren, muss sie bündeln und weiterleiten. Vor allem in Zeiten, wo die Freundlichkeit und Nächstenliebe rar zu werden droht.

Wenn durch unser und Ihr aller Mittun Oben und Unten, Fern und Nah gleichermaßen beschienen werden, dann wird es Frühling werden in der Welt. Immer wieder.

Ich wünsche dazu besten Gelingen und Gottes Segen.
Holger Milkau, Pfarrer der Kreuzkirche Dresden