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„Wir sind zurück“ | Dresdner Kreuzchor eröffnet neue Vespersaison 2024-25


20. August 2024

„Der Dresdner Kreuzchor hat am Sonnabend seine neue Vespersaison eröffnet. „Wir sind zurück“ verkündete Kreuzkantor Martin Lehmann vor der erwartungsfrohen, wie immer bei diesem Anlass sehr zahlreichen Gemeinde bei der ersten Kreuzchorvesper der Saison. Unmittelbar danach schritt er – samt dem neuen Chorpräfekten und Superintendent Christian Behr – zur namentlichen Begrüßung der neuen Kruzianer (insgesamt zweiundzwanzig) aus den vierten Klassen. So herzlich wie die Kleinen aufgenommen wurden – da kann ihnen eigentlich nur eine lange, segensreiche Kruzianer-Laufbahn beschieden sein.

Wie ein roter Faden zog sich der Gedanke durch die Vesper, dass Anfang und Ende nebeneinander wohnen. Die Abiturienten gingen, neue Kruzianer kamen. Die Musik, auch die musica sacra, hört nicht in der Romantik auf, sondern setzt immer wieder neue Blüten an. Davon zeugte der schlichte Introitus für den 11. Sonntag nach Trinitatis über den 145. Psalm von Jan Arvid Prée. 1998 geboren, selbst ehemaliger Kruzianer und Mauersberger-Preisträger hat er sich immer wieder durch beachtliche Kompositionen hervorgetan und ist in dieser Saison für die Introiten zuständig. Angesichts seiner schnörkellosen, klug durchdachten Tonsprache darf man gespannt sein, was noch bevorsteht.

Dresdner Kreuzchor eröffnet neue Vespersaison 2024-25

Die Werkauswahl rankte sich ansonsten um frühere Kreuzkantoren, ergänzt etwa durch Felix Mendelssohn Bartholdy. Da war zunächst die Vertonung des 100. Psalms „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ – eine vor allem von immenser Leuchtkraft der Stimmen geprägte Interpretation. Nicht minder beeindruckt war die Gemeinde von der Motette „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“, die auf besonders schlichte Weise die verheißene Begegnung der greisen Simeon mit dem Jesuskind zum Inhalt hat. Der Dresdner Kreuzchor sang sie in angemessener Innigkeit, sehr zurückhaltend und ausdrucksstark.

Dresdner Kreuzchor
© Sylvio Dittrich

Es war überhaupt erstaunlich, in welch vortrefflicher Verfassung sich der Chor bereits zu diesem Zeitpunkt befand. Sicher, ab und zu kratzte es ein bisschen, musste der Kreuzkantor mehr richten als sonst. Aber die Homogenität des Klangs, seine wohl dosierte Differenzierungsfähigkeit (zum Beispiel Homilius`“Domine, ad adjuvandum me“), das zartfühlende Schweben der Stimmen am Ende der Sätze ließen aufhorchen.

Mit großer Überzeugungskraft wurde Mauersbergers „Ich will dem Herrn singen mein Leben lang“ dargeboten. Auch Oskar Wermann war als einer von Mauersbergers Vorgängern Kreuzkantor. Seine Vaterunser-Motette, mit ein paar Kruzianern auf der Orgelempore, kam präzise und eindringlich herüber. Sooft man Gottfried August Homilius strahlenden Dankgesang „Deo dicamus gratias“ in seiner prachtvollen Sechsstimmigen auch schon gehört hat – seiner faszinierenden Wirkung kann man sich nicht entziehen.

Und auch mit dem immer wieder schönen, verhaltenen Abendlied von Josef Gabriel Rheinberger schloss sich wieder ein Kreis, war doch Joseph Renner junior einst sein Orgelschüler. Von ihm erklang ein achtstimmiges „Veni creator“ durchsichtig und ausdrucksmäßig wunderbar nuanciert. Der Orgelbeitrag blieb diesmal Manuel Rotter und Bachs üppigen Präludium Es-Dur BWV 552 vorbehalten. Spielfreude ohne Ende und Glanz zierten die Wiedergabe.“

Mareile Hanns | DNN Kultur | 13.08.2024 | „Wir sind zurück“

Dresdner Kreuzchor | Vesper mit Nachwuchssängern, Chormusik
© Sylvio Dittrich