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„Wasser und Licht“ | Dresdner Kreuzchor | Vesper mit Nachwuchssängern


30. Januar 2024

„Damit der Dresdner Kreuzchor auch künftig in gewohnter Qualität und Stärke auftreten kann, kümmert er sich frühzeitig um seinen Nachwuchs. Zwar gibt es regelmäßig Nachwuchstage (den nächsten am 3. März), zu denen man den Chor auf seinem Campus besuchen kann, um sich von der Arbeit und der Umgebung zu überzeugen, doch allein auf Interessierte oder solche, die bereits neugierig sind, will sich der Kreuzchor nicht verlassen. Deshalb hat er die Singschulen Kreuz#Junior gegründet, in denen zum Beispiel in Bautzen (Leitung: Reinhard Simmgen), Kamenz (Christiane Kühn), Meißen (Claudia Philipp), Niesky (Christiane Brendler) und Radeberg (Christiane Kühn) frühzeitig begonnen wird, Knaben für den Kreuzchor zu gewinnen und vorzubereiten.

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper

Am Sonnabend waren diese Singschulen zur Kreuzchorvesper mit Nachwuchssängern eingeladen, um gemeinsam mit den Kruzianern aufzutreten, wobei auch von den letzteren überwiegend die jüngeren Jahrgänge (bzw. Sopran- und Altstimmen) beteiligt waren. Erst später wurden sie von einigen Zwölftklässlern unterstützt.

Dresdner Kreuzchor | Kreuzchorvesper mit Nachwuchssängern

Am Beginn stand erneut eine Uraufführung von Agnes Ponizil, die für den letzten Sonntag nach Epiphanias einen neuen Introitus verfaßt hatte. »Sein Glanz ist wie Licht; Strahlen gehen aus von seinen Händen« (Texte nach dem Propheten Habakuk sowie aus Psalm 97) folgte einerseits dem gewohnten Ansatz mit geteiltem Chor (Altar / Kurrende und Hauptchor), kam aber besonders den jungen Gästen entgegen. Wie in vielen vorgetragenen Stücken war der Liedcharakter bestimmend. Dabei sangen die Jüngsten ohne Noten, trotzdem gelang es Martin Lehmann und später Robert Vetter, der bei vielen Titeln die Leitung übernahm, einen geschlossen Chorklang zu realisieren. Das ist nicht zuletzt der Arbeit in den Singschulen und der Vorbereitung von Elke Schneider zu danken, die sich am Vespertag leider vertreten lassen mußte.

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper

Was ebenso zum geschlossenen Charakter beitrug waren zwei Themen: Wasser und Licht. Das eine entspricht dem Schuljahresmotto des Kreuzchores, das andere gehört schlicht in den Kreis von Weihnachten und Jahresanfang, ob nun als Stern oder Wintersonne. Eine traurige Nachricht gab es dabei: Dr. Magdalene Kemlein, deren Name unter anderem von der Musikschule Bautzen nicht zu trennen ist, hat sich an vielen Stellen um den (Chor)nachwuchs gekümmert. Ihre Lieder gehören daher auch für die Kruzianer seit Jahren zum wöchentlichen Inhalt ihrer Notenmappen. Am Sonntag der Vorwoche war sie nun verstorben – ihr »Wintersonne, Winterwald« blieb als heller Nachruf.

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper

Manches lag in den Händen der älteren Kruzianer, die dem Publikum ihren Alltag vermittelten oder praktisch vorzeigten, was sie können: Jeder von ihnen lernt neben dem Singen ein Instrument, Vincent Oehme und Gustav Wünsch unterstützten mit ihren Violinen die Chorbegleitung.

Für manchen hatte die Vesper mit einem »Aha!« oder »Nanu?« begonnen, als Kreuzorganist Holger Gehring zum Einzug die Morgenstimmung von Edvard Grieg auf der Jehmlich-Orgel angestimmt hatte. Die Lösung fand sich später im Kanon »Hinter den Bergen«, der auf Griegs Melodie fußt. Holger Gehring improvisierte außerdem noch zum Thema passend über verschiedene Laternen-Lieder.

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper

Wohin »die Reise« gehen kann, zumindest, wenn man Kruzianer wird, zeigte sich vor allem nach dem Wort zum Sonntag, in dem Superintendent Christian Behr die Bedeutung des Wassers in seiner symbolischen, lebensspendenden wie auch bedrohlichen Form aufgriff und sogar den Jubilar Caspar David Friedrich einschloß. Mit Rudolf Mauersbergers Schola crucis, schola lucis und Anton Matthes’ Motette Lux aurea bekam die Gemeinde gleich mehrere Traditionen (Werke, Verständnis und Praxis) exquisit dargeboten. Bei der Motette handelte es sich zudem im doppelten Sinn um eine »weitere« Uraufführung. Nicht nur eine weitere an diesem Tag, sondern außerdem ein weiteres Werk von Kruzianer Anton Matthes. Das im Charakter aufstrebende Stück mit seiner interessanten Textauslegung macht neugierig, was noch alles kommen kann.

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper

Einem Sextett aus Sopran- und Altstimmen gelang mit dem »Abendsegen« von Engelbert Humperdinck der ruhigste, berührendste Moment der Vesper. Allerdings fiel zunehmend auf, daß ausgerechnet diese Vesper mit den Familien der (zukünftigen) Kruzianer zu den unruhigsten zählt, was das Publikum betrifft. Der Weg in den Chor bedeutet also für beide Seiten, etwas dazuzulernen.

Die Gelegenheit dafür ist schließlich da, auch die zum Mitwirken. Denn neben dem aktuellen Chor und seinem Nachwuchs hatten die Gemeinde und speziell alle Kinder (die sich trauten) bei vielen Programmpunkten die Möglichkeit, mitzusingen.“

29. Januar 2024, Wolfram Quellmalz, NMB, Wasser und Licht

Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper
Dresdner Kreuzchor, Nachwuchsvesper