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„Alles groß: Fuge, Choral, Kantate“ | Dresdner Kapellsolisten in der Vesper am 1.11.25


6. November 2025

Kreuzvesper zum Gedenktag der Heiligen mit den Dresdner Kapellsolisten: „Nachdem der Reformationstag in diesem Jahr auf einen Freitag gefallen war und die Dresdner Kreuzkirche ihn mit einem Fest- und Sakramentsgottesdienst gefeiert hatte, stand die Kreuzvesper einen Tag später im Zeichen des Gedenktags aller Heiligen – ein kleiner ökumenischer Brückenschlag?

Wohl eher ein gemeinsinniges Ins-Auge-Fassen des Kirchenkalenders, denn letztlich standen keine Heiligenlegenden oder -anbetungen im Programm, sondern verschiedene Werke der Trinitatiszeit, die sich auf Lebensfragen, -bilanzen oder eine Besinnung (auf Orientierung) bezogen.

Kreuzvesper zum Gedenktag der Heiligen mit den Dresdner Kapellsolisten

Statt eines Einzuges mit thematischem Bezug durch einen Choral oder ähnliches hatte Kreuzorganist Holger Gehring diesmal Sinfonia-Einleitung und Fuge der Kantate »Ich hatte viel Bekümmernis« (BWV 21) in der Bearbeitung für Orgel von Franz Liszt ausgewählt. Den Charakter eines Einzuges / Beginns hatte es dennoch, wobei der stattlich große Fugenteil ein beachtliches Plateau erreichte.

Mit »Wachet auf, ruft uns die Stimme« (BWV 140) stand nach der ersten Lesung Johann Sebastian Bach im Original auf dem Programm, die schon mit einem betörenden Chor (auf Basis eines Chorals) beginnt. Heidi Maria Taubert (Sopran), Dorothea Zimmermann (Alt), Alexander Schafft (Tenor) und Clemens Heidrich (Baß) hauchten ihm das Leben ein.

Dresdner Kapellsolisten, Musik, Vesper
Dresdner Kapellsolisten

Daß Bach jedoch niemanden schier überwältigen wollte, wissen wir; insofern bleibt bei ihm trotz aller Affekte und Effekte das Wort stets im Vordergrund. Alexander Schafft hob dies im Recitativo bereits heraus, das er wie ein Evangelist vortrug und sich selbst damit sogar dahingehend übertraf, daß die später folgende Arie nicht derart mühelos und gestalterisch überzeugend klang. Das Duett von Sopran (Seele) und Baß (Jesus) »Wenn kömmst Du, mein Heil?«, das später noch einmal fortgesetzt wurde, offenbarte sich als musikalisches Liebesduett zweier, die umeinander werben und sich versichern – im Sinne tiefsten, überzeugtesten Glaubens.

Nach dem Gemeindelied hatte sich Holger Gehring noch eine Orgelbearbeitung vorgenommen, diesmal eine des »Urkantor« Johann Gottfried Walther über »Meine Seele erhebt den Herren«, die verhalten begann, mit wachsenden Stimmen aber immer mehr Zuversicht zu verströmen schien, trotzdem aber einen innigen Charakter bewahrte.

Dresdner Kapellsolisten, Musik, Vesper
Dresdner Kapellsolisten

Die Dresdner Kapellsolisten begleiteten wieder einmal die Kreuzvesper und boten für die Kantate »Schlage doch, gewünschte Stunde« von Georg Melchior Hoffmann (früher Johann Sebastian Bach zugeschrieben, BWV 53) sogar Handglocken auf, die den Stundenschlag sanft, aber deutlich markierten.

Mit dem zweiten Teil der »Wachet-auf«-Kantate ging nach dem Segen mit eingebundenem Dresdner Amen die Vesper zu Ende, wobei neben der Fortsetzung des Liebesduetts (»Mein Freund ist mein«) noch einmal ein Choral, in diesem Fall der Schlußchoral, eine große Leuchtkraft entfalten durfte.“

2. November 2025 | NMB | Wolfram Quellmalz | „Alles groß: Fuge, Choral, Kantate“

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