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„Neue Zeiten beim Kreuzchor“ | Christmette 2024


28. Dezember 2024

Christmette in der Kreuzkirche Dresden: „Um auf die Bedürfnisse der Kruzianer Rücksicht zu nehmen, hatte der Kreuzchor in diesem Jahr die Zeiten für Christvespern und -metten angepasst. Daher begann die Christmette am ersten Weihnachtstag eine Stunde später (7 Uhr). Ob sich das spätere Aufstehen gelohnt hat, bedarf der Auswertung, die Pause zum folgenden Gottesdienst zumindest war mit einer guten Stunde nicht eben üppig. Die Vielzahl der Dienste gehört jedoch seit über 800 Jahren zur Weihnachtszeit.

Auch bei den Besuchern sorgte die Verschiebung für eine neue Zeiteinteilung. Manche waren zur gewohnten Anfangszeit gekommen und harrten lange im Dunkeln aus, auch sonst verschob sich der weitere (gewohnte) Feiertagsablauf.

Christmette des Dresdner Kreuzchores

Der eigentliche Anlass blieb natürlich am Mittwoch unberührt. Es sei denn, man fand es im praktischen Sinne stimmiger, wenn die Worte „zu Ende ist auch die finstere Nacht“ dem mittlerweile durch die Kirchenfenster hereinbrechenden Tageslicht entsprachen.

Der Ablauf folgte dem seit Jahren sorgsam gehüteten Modell der Christmette von Rudolf Mauersberger (RMWV 73) sowie dem Mettenspiel von Joachim Schöne und schloss zahlreiche Solisten und kleine Ensemble des Kreuzchores ein. Selbst Kruzianer, die keine Spiel- oder einzelne Singrolle hatten, waren in Chor, Teilchor oder Kurrende rege einbezogen.

Die Christmette des Dresdner Kreuzchores blieb inhaltlich unberührt und überzeugte im Chor wie mit den Solisten.

Ihre Wachheit überzeugte am nicht mehr ganz so zeitigen Feiertagsmorgen. Die Kruzianer sind so sicher und haben ein Selbstverständnis „intus“, dass sie auch ein einzelnes Wort oder ein Zeilenanfang, wenn er doch einmal entfallen ist, nicht aus der Ruhe bringt, der Ablauf nicht stockt.

So fanden die Kruzianer flexibel zusammen, was hier noch wichtiger war als beim Weihnachtsliederabend kürzlich, denn es ging eben nicht nur um das Singen, sondern auch um ein ernsthaftes Spiel und eine geschlossen wirkende Aufführung. An Hingabe ließen die Kruzianer nichts missen – die Botschaft stand im Vordergrund.

So feierten sie die Ankunft Jesu, beginnend mit dem Introitus von Rudolf Mauersberger und den auf Chorempore und im Altarraum verteilten Sängern. Eine Ankunft, die beim Einzug mit wachsendem Licht noch sinnig verdeutlicht wurde.

Weihnachten in Dresden, Dresdner Kreuzchor, Christvesper und Christmette
Dresdner Kreuzchor (c) Martin Jehnichen

Dennoch waren die Effekte der Beleuchtung nur nachgeordnet, viel wichtiger blieb die Musik und auch dort das räumliche Erfahren. „Gloria in excelsis Deo“ erklang aus dem im Treppenhaus hinter dem Altar durchs geöffnete Fenster, später nutzten die Kruzianer bei „Kommet ihr Hirten“ die Wechselwirkung von innen (Knabenstimmen) und außen (Männerstimmen im Treppenhaus) zur Gestaltung.

Fast immer werden Soli zu Höhepunkten in der Vesper, Mette oder im Gottesdienst. Die Auswahl dafür geschieht lange im Voraus und folgt der Entwicklung der Knaben, sodass man eigentlich von einer sicheren Besetzung ausgehen kann. Eine Erwartung, die sich auch diesmal erfüllte. Insofern seien stellvertretend für die vielen Einzelleistungen Joel Necker (Verkündigung), Friedrich Zweynert (Maria) sowie Albert Fiedler (Engel) erwähnt. Vielen Liedern, wie „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Rudolf Mauersberger), wohnte in Stimme und Begleitung (hier vor allem die Orgel) ein Effekt zunehmenden Strahlens inne. Und „Oh Jesulein süß“ hätte kaum herzerwärmender klingen können.

Wesentlich daran beteiligt waren neben Kreuzorganist Holger Gehring (Orgel) Mitglieder der Dresdner Philharmonie, unter denen vor allem Guido Tietze (Oboe) viele gesangliche Soli spielte („Lippei, steh auf vom Schlaf“), auch Karin Hofmann (Flöte) beteiligte sich daran („Nimm für Gold und andre Gaben“). Die Blockflöten der Hirten übernahmen die Kruzianer selbstverständlich selbst. Die Philharmoniker folgten ebenso der Hirtengeschichte und statteten manches Stück mit Dudelsackmelodik aus.

Die berührende Mette klang traditionell mit „In dulci jubilo“ (Kurrende) vor dem Segen sowie „Oh du fröhliche“ (mit Gemeinde) aus.

Zu Silvester (an diesem Tag traditionell bereits 16 Uhr) steht Johann Sebastian Bachs Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ (BWV 29) auf dem Vesperprogramm, Mitwirkende: Marie Hänsel (Sopran), Jonathan Mayenschein (Altus), Jonas Finger (Tenor), Cornelius Uhle (Bass), Dresdner Kreuzchor, Sinfonietta Dresden, Lucas Pohle (Orgel), Kreuzkantor Martin Lehmann, Kreuzorganist Holger Gehring (Orgel), Holger Milkau (Liturg).“

27.12.2024 | Wolfram Quellmalz | DNN Kultur | „Neue Zeiten beim Kreuzchor“

Weihnachten in Dresden, Dresdner Kreuzchor, Christvesper und Christmette
Dresdner Kreuzchor (c) Martin Jehnichen