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„Vorteil Telemann“ | Capella Sanctae Crucis Dresden in der Vesper am 4. Oktober 2025


11. Oktober 2025

Capella Sanctae Crucis Dresden spielte zum Michaelisfest: „Die Dresdner Kreuzvesper am vergangenen Sonnabend gehörte zwar offiziell zum Heinrich Schütz Musikfest, hatte aber vor allem Musik von Georg Philipp Telemann und eine kleine Überraschung im Programm.

Die Capella Sanctae Crucis Dresden um Kreuzorganist Holger Gehring hatte Telemanns Kantate zum Michaelisfest »Siehe! Es hat überwunden der Löwe« (TVWV 1:1328) für den Anfang ausgewählt, welche die fugierten Stimmen (Katharina Salden / Sopran, Elisabeth Holmer / Alt, Jonas Finger / Tenor und Johannes G. Schmidt / Baß) von hinten mit den Bläsern »beleuchtete«, zunächst noch milder, mit den hinzutretenden Barocktrompeten und Pauken stellte sich aber ein immer festlicherer Eindruck ein, der in der Baß-Arie noch unterstrichen wurde, weil Johannes G. Schmidt Worte wie »jauchzet« oder »frohem Herzen« auch voller Freude betonte.

Capella Sanctae Crucis Dresden, Vesper in der Kreuzkirche Dresden
Capella Sanctae Crucis Dresden (c) Kreuzkirche Dresden

Im folgenden Rezitativo erwies sich Katharina Saldens Sopran ein weiteres Mal als erstaunlich tragfähig – sie war noch in den hintersten Reihen bestens verständlich. Telemann wiederum konnte mit seiner flexiblen, innovativen Art beglücken, sei es in harmonischen Umschwüngen noch während des Rezitativos oder in den begleitenden Violinfiguren (Anne Schumann) der in ihrer Kantabilität milde schimmernden Alt-Arie.

Capella Sanctae Crucis Dresden zum Michaelisfest

Telemanns angeschlossene Psalmvertonung (»Der 117. Psalm«) setzte den festlichen Charakter nicht nur fort, sondern führte auch den Gedanken des (beglückenden) milden Lichts weiter. Überhöht und betont wurde dies von der Schlußzeile – das »Halleluja!« als einzelnes Wort gewann in dieser Eigenständigkeit noch an Kraft.

Capella Sanctae Crucis Dresden, Vesper der Kreuzkirche Dresden, Barockmusik
Capella Sanctae Crucis Dresden unter Leitung von Kreuzorganist Holger Gehring

Die Überraschung des Programms war sicher Engelbert Humperdinck »Abendsegen« aus der Oper »Hänsel und Gretel« in einer Bearbeitung für Orgel und Soli von Edwin H. Lemare. Was manchen zunächst lächeln ließ, als er das Werk wiedererkannte, erwies sich in der ungewohnten Fassung als erstaunlich eigenständig und senkte sich mit dem hellen Klingeln des Zimbelsterns ins Kirchenschiff.

Noch eine Kantate (für Tempore Messis, TVWV 1:1166) von Georg Philipp Telemann bildete den Abschluß der Kreuzvesper: »Nun danket alle Gott« erweiterte noch einmal den Blick auf das reichhaltige und ausdrucksstarke Œuvre des Komponisten.“

6. Oktober 2025 | Wolfram Quellmalz | NMB | „Vorteil Telemann“

Barockmusik, Capella Sanctae Crucis Dresden