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„Abschied und Erneuerung“ | Bachkantate: O Ewigkeit, du Donnerwort | 9.11.2024


13. November 2024

Vesper mit Bachkantate: O Ewigkeit, du Donnerwort. „Kurz vor dem Ende des Kirchenjahres sind wir mit Abschieden befaßt, aber auch mit Vollendung und Neuanfang sowie der Frage, wann endlich Frieden sein wird. Die Vesper in der Dresdner Kreuzkirche griff diese Themen am Sonnabend auf und stellte dabei musikalisch nicht nur das Lebensende in den Mittelpunkt.

Vesper mit Bachkantate: Ewigkeit, du Donnerwort
Vesper in der Kreuzkirche Dresden am 9. November 2024

Das ließ teilweise aufhorchen, wie schon nach dem Einzug (Johann Sebastian Bach, Praeludium et Fuga c-Moll / BWV 549, Kreuzorganist Holger Gehring). Denn Bachs Solokantate »Ich habe genug« (BWV 82) kennen wir in der Fassung für Baß. Jedoch nicht nur: eine der eindrucksvollsten Aufnahmen ist jene mit Andreas Scholl. In der Schlußarie betont Bach in der Textzeile »Ich freue mich auf meinen Tod« in der Wiederholung das Wort Tod: Nachdem die Melodie in »meinen« noch einen kleinen Aufschwung genommen hat (Halbton nach oben), fällt die Stimme danach um eine Quinte. Andreas Scholl vertieft diesen Effekt noch, indem er von der Kopf- in die Bruststimme wechselt.

Bachkantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ in der Vesper

Johann Sebastian Bach hat von seiner Kantate aber auch eine Fassung für Sopranstimme (BWV 82c) angefertigt. Die zentrale Arie »Schlummert ein, ihr matten Augen« erklang mit Birte Kulawik und dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden. Nach der eher dunklen, mächtigen Orgeleinleitung wirkte der Sopran mit Vibrato sehr emotional, aber auch ein wenig unsicher.

Vesper mit Bachkantate: Ewigkeit, du Donnerwort
Vesper in der Kreuzkirche Dresden am 9. November 2024

Zentrales Werk der Vesper war die Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort« (BWV 60), wofür Annekathrin Laabs (Alt), Alexander Schafft (Tenor) und Clemens Heidrich (Baß) zum Solistenquartett stießen. Annekathrin Laabs und Alexander Schafft bildeten eine sichere Mitte, was gerade wegen ihres Duettes an Wert gewann. Annekathrin Laabs spielte ihre Erfahrung hier, wie kurz darauf im Duett mit dem Baß, für eine emphatische Gestaltung aus. Im abschließenden Dialogus führte sie das konsequent auf einen Höhepunkt und freudvollen Ausblick (»Wohlan! Soll ich nun selig sein …«). Clemens Heidrich schien im Vergleich zu seinen sonstigen Auftritten etwas leiser, stimmlich angeschlagen, konnte dies aber sehr kultiviert ausgleichen, so daß sich um Duett wie im Quartett kein Ungleichgewicht einstellte.

Vesper mit Bachkantate: Ewigkeit, du Donnerwort
Vesper in der Kreuzkirche Dresden am 9. November 2024

Die Dialogkantate überrascht (wie »Ich habe genug«) mit einer teils der Hoffnung Ausdruck gebenden, fast fröhlichen Musik, die den Inhalt zu kontrastieren scheint. Schon das erste Duett bzw. die Arie, die den Choral »Oh Ewigkeit, du Donnerwort« einbindet, ist so gestaltet. Das Philharmonische Kammerorchester Dresden betonte den musikalischen Reichtum mit Fagott und zwei Oboen. Ein wenig verzagt klang der abschließende Choral dennoch.

Superintendent Christian Behr bezog im Wort zum Sonntag bei seinen Gedanken über Vorlieben, die sich im Laufe des Lebens ändern – manche jedoch nicht – ausdrücklich die Musik ein, auch jene seiner Jugend und der folgenden Generationen und des Gesangsbuches. Ob der eben gehörte Choral im neuen Evangelischen Gesangsbuch, das derzeit in Vorbereitung ist, noch enthalten sein wird?

Vesper mit Bachkantate: Ewigkeit, du Donnerwort
Vesper in der Kreuzkirche Dresden am 9. November 2024

Für den Gemeindegesang (EG 152 »Wir warten dein«) hatte Kreuzorganist Holger Gehring eine ungewöhnlich moderne Einleitung gewählt, nun wechselte er wieder in den Altarraum zur Continuoorgel. Mit AriaRecitativo e Arioso (Clemens Heidrich) und Choral aus Johann Sebastian Bachs Kantate »Ich will den Kreuzstab gerne tragen« (BWV 56) klang die Vesper aus, die Arie »Endlich, endlich wird mein Joch« leitete diesen Ausklang sozusagen mit Musik zur Herzensfreude ein.

10. November 2024 | Wolfram Quellmalz | NMB | „Abschied und Erneuerung“

Vesper mit Bachkantate: Ewigkeit, du Donnerwort