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„Heller Schein des Adventlichtes“ | Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores am 29.11.2025


3. Dezember 2025

„Am Sonnabend feierte der Dresdner Kreuzchor den Beginn des neuen Kirchenjahres. Nach der Zurückgenommenheit zum Ewigkeitssonntag vor einer Woche ging von der Kreuzvesper wieder ein helles Licht aus. Und das, obwohl der Kreuzchor fast parallel einen Auftritt beim ZDF-Adventskonzert in der Frauenkirche hatte. Peter Kopp, ehemaliger Chordirigent des Kreuzchores, übernahm die Leitung der Kreuzvesper und vervollständigte mit seinem Dresdner Vocal Concert die Besetzung, während Kreuzkantor Martin Lehmann in der Frauenkirche mit dem Eingangschor aus Bachs Weihnachtsoratorium ein noch größeres Publikum erreichte.

Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores 2025

Klein war jenes in der Kreuzkirche aber bei weitem nicht – wie immer im Advent hieß es, sich rechtzeitig anzustellen. Und was geboten wurde, war ebenso um kein Jota kleiner. Im Gegenteil erwies es sich als klug komponiert im Sinne der Werke wie der Reihenfolge – der 1. Advent markiert nicht den Höhepunkt, sondern steht am Anfang.

Das galt schon beim Einzug der Kruzianer zu leicht hymnischen Orgelklängen (Kreuzorganist Holger Gehring) und Jan Arvid Prées Introitus für den Ersten Sonntag im Advent. Zwar sind darin „Du, Tochter Zion, freue dich sehr“ und „Machet die Tore weit“ enthalten, aber bei noch gemäßigtem Jubel. Freilich schwangen sich die Sänger gegen Ende in eine tonale wie emotionale Höhe.

Mit Antonio Vivaldi und Andreas Hammerschmidt wurde die Kreuzchorvesper am Sonnabend besonders festlich. Zudem gab es eine Wiederaufführung der neuen Introitus für den Kreuzchor.

„Morgenstern der finstern Nacht“ von Josef Gabriel Rheinberger folgte einem noch leicht zurückgenommenen Gestus, verfügte aber bereits über eine fast übermäßig romantische Harmonie, aus der manche Wortbetonung (auf den anbrechenden „Tag“ oder „dein Glanz“) herausstach.

Mit Heinrich von Herzogenbergs „Freue dich, du Tochter Zion“ führten die Chöre, wie zuvor a cappella, mit rhythmischer Belebung und Wiederholung von Versen eine Steigerung der Freude herbei. „Immer höher“ ging es aber nicht, denn mit dem schwedischen Weihnachtslied „Gläns över sjö och strand“ („Glanz überm Heiligen Land“) von Alice Tegnér wurde noch einmal die Dunkelheit und Weite offenbar, in der sich allmählich ein Heiliges Licht ausbreitet. Kreuzchor und Vocal Concert, die nicht in getrennten Blöcken standen, waren im Klang homogen gefügt und fanden ebenso im Verlauf einen erstaunlich geschlossenen Ausdruck.

Mit dem Concerto d-Moll (BWV 596, nach Antonio Vivaldis RV 565) von Johann Sebastian Bach gab Holger Gehring einen kleinen Vorgeschmack auf das Hauptwerk des Abends. In Bachs Adaption konnte man noch zarte Streicherklänge erspüren, doch nicht allein diese Imitation erwies sich als Ohrenschmeichler. Auch die Fuge war meisterlich aufgefächert, das Largo mit seinem Siciliano-Charakter ein „köstliches Orgelstück“.

Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores
Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores

Dies zu steigern, bedurfte es eines originalen Vivaldi. Dem Gloria D-Dur (RV 589) spendierte das Dresdner Barockorchester nun echte Violinen, Bläser und Basso continuo. Jetzt durfte der Jubel von Beginn („Gloria in excelsis Deo“ / „Ehre sei Gott“) klingen, doch hatte der Komponist zudem viele affektive Wechsel für den Chor und die Solisten (Gretel Wittenburg / Sopran und Anna-Maria Tietze / Alt) eingearbeitet, die wirkungsvoll eine himmlische Weite aufspannten. Kaum zu sagen, was betörender, beschwingter war: Gretel Wittengurgs von der Oboe begleitetes Solo oder Anna-Maria Tietze „Domine Deus“? Oder doch das „Domine Fili“ (Chor), dessen Wiegen an das Wasser in Vivaldis Heimatstadt denken ließ?

„Machet die Tore weit“ blieb zentrales Thema, zunächst im Wort zum Sonntag von Superintendent Christian Behr, der sich darauf bezog, wie das Lob Gottes durch die Jahrhunderte klingt, selbst wenn uns das Jubeln manchmal schwerfällt, weil uns etwas beschäftigt oder niederdrückt.

Seit Schuljahresbeginn blüht die Pflege des Werkes von Andreas Hammerschmidt beim Dresdner Kreuzchor besonders reich. Nachdem bisher viele wenig bekannte Werke (wieder) zu hören waren, durfte eine der beliebtesten Kompositionen Hammerschmidts, „Machet die Tore weit“ (aus Sechsstimmige Fest- und Zeit-Andachten, Dresden 1671), nun wieder a cappella erklingen.“

01.12.2025 | DNN Kultur | Wolfram Quellmalz | „Heller Schein des Adventlichtes“

Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores