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Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2025 | „Oh du fröhliche“


11. Dezember 2025

„In diesem Jahr bereits für das Wochenende des zweiten Advents hat der Dresdner Kreuzchor zu seinem Weihnachtsliederabend geladen. In gewohnt hoher Qualität, mit schönem Klang, ausgefeilter Phrasierung und bestechender Textverständlichkeit begeisterte der Chor wieder mehrere Tausend Zuhörer. Am Freitagabend verzichtete man wie gewünscht auf Zwischenapplaus, um am Ende dann umso frenetischer zu applaudieren. Mit Begeisterungsrufen und sogar Pfiffen animierten sie Chor und Instrumentalensemble zu den für diesen Fall in jedem Jahr bereitgehaltenen Zugaben.

Der Dresdner Kreuzchor begeisterte in der Kreuzkirche mit
Weihnachtsliedern auf höchstem Niveau.

Anders als in den Vorjahren war das Programm weniger klar inhaltlich gestaltet. Natürlich begann es mit „Macht hoch die Tür“, bei dem in der dritten Strophe das Publikum zum Mitsingen angeregt wurde. Es folgten vorweihnachtliche Mariengesänge und Lichtassoziationen, wieder mit Griegs stimmungsvollem „Ave maris stella“ und dem modernen, von Morten Lauridsen klangmalerisch komponierten „O nata lux“.

Bereits danach war, eingeleitet durch die Orgelvariationen über ein altfranzösisches Weihnachtslied, das Programm bei den Stücken gelandet, die die Weihnacht feiern. Kreuzorganist Holger Gehring war mehrfach an der Orgel zu erleben, im Altarraum spielten sich Capell Brass Quintet und Kruzianer die musikalischen Bälle zu. Die Bläser gestalteten Vor- und Zwischenspiele für den Chor wie eigene Stücke. Auch in der Begleitung zeigten die Musiker ihre besondere Qualität.

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche Dresden (c) Oliver Killig

Trotz stärkerer dramaturgischer Ausrichtung der Liedprogramme der vergangenen Jahre gab es dort emotional bewegende „Gänsehautmomente“ und im Kontrast dazu ausgelassene weihnachtliche Fröhlichkeit zu erleben. In diesem Jahr blieb die Liedauswahl in einem feierlichen, getragenen Maß und verzichtete auf solche besonderen Höhepunkte.

Dabei war der Chor in großer Besetzung angetreten, einzelne Solisten hatten ihre bewundernswert souverän gestalteten Auftritte und Martin Lehmann zeigte in der feinen Abstimmung der Lautstärke wie in der wohlüberlegten Strukturierung des Textes klare Vorstellungen, die die jungen Sänger scheinbar mühelos umsetzten. Da konnte sich der Chor von seiner besten Seite zeigen, strahlend in der Höhe, profund in der Tiefe, klangvoll im Pianissimo, durchsetzungsfähig im Forte, mit chorischer Atmung auch lang verklingende Akkorde oder dissonante Klangflächen haltend.

Schade, dass diese zweifellos bestechende Qualität in diesem Jahr nicht konsequenter in den Dienst der inhaltlichen Auslegung der Texte gestellt wurde. So war das Programm, das vor den Zugaben mit „Oh du fröhliche …“, wieder mit den Besuchern in der dritten Strophe, abgeschlossen wurde, für viele ein schöner Höhepunkt der Weihnachtszeit. Eine für Gedanken und Herzen anregende Begleitung auf das bevorstehende Fest hin war dieses Jahr so nicht zu erleben.“

Jens Daniel Schubert | 8. Dezember 2025 | SZ Feuilleton | „Endlich ist es wieder so weit: Oh du fröhliche…“


„Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores

Der Kreuzchor bewältigt in der Advents- und Weihnachtszeit die meisten Dienste. Neben liturgischen Anlässen gibt es dreimal das Weihnachtsoratorium in Berlin, dazu kam das Adventskonzert in der Frauenkirche. Wichtigste Termine bleiben die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums in der Kreuzkirche sowie der Weihnachtsliederabend an gleicher Stelle. Am Freitag und Sonnabend standen natürlich viele traditionelle Lieder auf dem Programm. Andreas Hammerschmidts „Machet die Tore weit“ durfte im Hammerschmidt-Gedenkjahr natürlich nicht fehlen.

Weihnachtsliederabend mit dem Dresdner Kreuzchor
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche Dresden (c) Oliver Killig

Am Sonnabend zeigte sich, wie gut ein Ablauf ohne Showeffekte sein kann – als würden nach und nach die Türchen an einem Adventskalender geöffnet oder Lichter angezündet. Das begann mit dem Einzug zu Jacques Nicolas Lemmens‘ Prélude à 5 voix für Orgel. Kreuzorganist Holger Gehring verzeichnete die größte Variationsbreite mit erfrischenden Seltenheiten. Mit Lemmens‘ pastoralem Prélude zog andächtige Ruhe in die Kreuzkirche ein, später führte „Noël étranger“ von Louis Claude d’Aquin die Register der Jehmlich-Orgel vor, die für eine Stimmung mit Renaissanceklängen sorgten und im wechselvollen Spiel zwischen zurückgenommenen Soli und fanfarenähnlichen Trompeten große Kontraste hervorhoben. Kaum weniger erfrischend war Max Birns Weihnachtsphantasie über „Kommet, ihr Hirten“.

Den Hauptakteur Kreuzchor begleitete Holger Gehring an ausgewählten Stellen ebenso wie das Capell Brass Quintet. Kreuzkantor Martin Lehmann verwob Tradition, eigene Chorgeschichte und neue Klänge im Programm, sodass sie sich nicht nur gegenüberstanden, sondern miteinander klangen. „Macht hoch die Tür“ war ebenso eine adventlich-zeitgemäße Eröffnung wie „Maria durch ein Dornwald ging“ nicht fehlen durfte, natürlich im Satz von Günter Raphael, der Chorzeilen und Soli (am Sonnabend: Balduin Frisch / Alt und Friedrich Zweynert / Sopran) in den Strophen und „Kyrie eleison“ wirkungsvoll zusammengefügt hat – eine von vielen Gelegenheiten, bei denen mit den glasklaren Solistenstimmen und den geteilten Stimmen des Chores eine atemberaubend schöne Atmosphäre entstand.

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores 2024
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche (c) Oliver Killig

Der Kreuzchor steht trotz seiner mehr als 800 Jahre nicht für „alte Zeiten“ – in der Romantik erfuhr er eine Prägung, was sich in Titeln wie Heinrich von Herzogenbergs mildes Licht verströmendem „Freue dich, du Tochter Zion“ oder Edvard Griegs schlichtem „Ave maris stella“ zeigte. Der Kreuzchor ist aber nicht stehengeblieben, wie moderne Klassiker von Morten Lauridsen („O nata lux“) oder Eric Whitacre („Lux aurumque“) bewiesen. Wie gesagt: Tradition und aktives Singen im Jetzt gingen Hand in Hand, so in Bachs Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ (Solist: Valentin Anwand), der im Satz des ehemaligen Kruzianers Anton Matthes erklang – wer Karten für das Weihnachtsoratorium hat, dürfte feststellen, wie groß der Unterschied der Bearbeitung ist.

Das Capell Brass Quintet hatte wie die Orgel Anteile an der Begleitung, fügte aber eigene, leuchtkräftige Bearbeitungen von Weihnachtsweisen ein. Christopher Dedricks „Sweet Songs of Christmas“, „Have Yourself a Merry Little Christmas“ von Hugh Martin und Ralph Blane sowie César Franck „Panis Angelicus“ waren lupenrein schimmernden Farbtupfer.

Die Tradition zeigte sich ebenso darin, dass Chorsätze selbst zu Klassikern geworden sind. Neben Selle und Raphael gehört Karl Riedel dazu („Freu dich, Erd und Sternenzelt“, „Kommet, ihr Hirten“, „Lasst alle Gott uns loben“). Auch der Name Carl Thiel ist aus Weihnachtsprogrammen kaum „wegzudenken“ – aus seiner Feder stammten die Sätze zu „In dulci jubilo“ oder „Adeste fideles“.

Ein wesentliches Attribut des Weihnachtsliederabends des Kreuzchores ist sicherlich die Authentizität, die mit der Kreuzkirche verbunden ist. Es gehört eben mehr dazu, als die Lieder nur korrekt und intonatorisch rein zu präsentieren. Wesentlich blieb die stimmungsvolle Darbietung. Und weil Zuhören ohnehin keine passive Tätigkeit ist, durfte das Publikum bei „Macht hoch die Tür“ sowie beim abschließenden „Oh du fröhliche“ mitsingen.“

Dr. Wolfram Quellmalz | 8. Dezember 2025 | DNN Kultur | „Alle Jahre neu“

Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche
Weihnachtsliederabend des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche (c) Oliver Killig