Orgelbau in der Kreuzkirche Dresden
14./15. Jahrhundert
Ungewöhnlich früh, erstmals im 14. Jahrhundert, sind Orgelwerke in der Dresdner Kreuzkirche nachweisbar. 1389 gab es sogar schon eine große und eine kleine Orgel. 1491 vernichtete ein Brand beide Instrumente.
1494 schuf Caspar Coler aus Pirna ein neues Werk, das sein Bruder Georg 1504 erneuerte. 1512 – 1514 baute Blasius Lehmann aus Bautzen ein neues großes Instrument auf der Westempore, anschließend eine kleine Orgel auf dem Sängerchor über der Sakristei.
Beide Orgeln wurden 1605 von den Kamenzer Orgelbauern Johann Lange und Sohn sowie 1642 – 1644 von Tobias Weller überholt, wobei die Hauptorgel zusätzliche Register erhielt. 1660 – 1662 erweiterte und verbesserte Tobias Weller die nunmehr nach unten neben den Chor versetzte kleine Orgel.
Umfangreiche Arbeiten an beiden Orgeln erfolgten 1667 – 1668 durch Andreas Tamitius. Ein erneuter Brand der Kirche verursachte erhebliche Schäden.
18./19. Jahrhundert
1729 gab Johann Christian Heydenreich der Chororgel eine zeitgemäße Gestalt. Der Siebenjährige Krieg führte 1760 zur völligen Zerstörung der Kreuzkirche. Erst 1784 konnte ein neuer Orgelbau geplant werden, den 1786 – 1792 die Brüder Johann Michael und Johannes Wagner aus Schmiedefeld am Rennsteig ausführten (3 Manuale, 50 Register). Reparaturen und Veränderungen übernahmen zwischen 1795 und 1822 Johann Christian, Friedrich Traugott und Carl August Kayser.
Ein grundlegender Umbau wurde 1825 von Gotthilf Friedrich Jehmlich begonnen, nach dessen Tod von Johann Gotthold Jehmlich 1832 vollendet (54 Register).
Nach einer nochmaligen Erweiterung 1895 durch die Brüder Emil und Bruno Jehmlich besaß die Orgel 67 Register. 1897 fiel die Kirche wiederum einem Brand zum Opfer.
19./20. Jahrhundert
1898 – 1901 errichteten die Gebrüder Jehmlich ein Werk mit 91 Registern auf vier Manualen. Im Streben nach dynamischer Expressivität erhielt es sowohl Hochdruckregister, als auch Schwellwerke und ein Fernwerk.
Nach Einsetzen der „Deutschen Orgelbewegung“ in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts galt der spätromantische Klangstil als überholt. Mit einem großangelegten Erweiterungsbau sollte eine neobarocke Klanggestalt erreicht werden, ohne die Monumentalwirkung der Orgel von 1901 aufzugeben. Geplant war eine Disposition mit 113 Registern (einschließlich Pedalglockenspiel) auf 5 Manualen (Kegelladen, elektro-pneumatische Traktur). Eine für die Bauzeit auf dem Altarplatz aufgestellte einmanualige Interimsorgel sollte zum Abschluss als Kronwerk (5. Manual) in die Hauptorgel aufgenommen werden. Infolge der Bombenangriffe auf Dresden am Ende des Zweiten Weltkriegs brannte die Kreuzkirche aus und die bereits fertiggestellten Orgelteile wurden vernichtet.
Bei der Wiedereröffnung der Kreuzkirche 1955 stand noch keine große Orgel zur Verfügung. Auf die Orgelempore kam zunächst ein teilweise aus Altmaterial zusammengestelltes Instrument mit 14 Registern auf zwei Manualen der Firma Gebrüder Jehmlich, Dresden, das 1957 durch ein Leihinstrument, die „Bach-Orgel“ der Evangelisch-reformierten Gemeinde, abgelöst wurde. Für die süd-westliche „Schütz-Kapelle“ bauten die Gebrüder Jehmlich 1955 eine Kleinorgel mit acht Registern. Weitere kleine Instrumente überbrückten die Zeit bis zum Neubau einer großen Orgel. 1957 kam eine Chororgel auf der Chorempore hinzu, ebenfalls von den Gebrüdern Jehmlich aus Dresden. Eine zwischenzeitlich auf dem Altarplatz aufgestellte Orgel wurde vor einigen Jahren im Rahmen der Bauarbeiten am Kirchenraum wieder entfernt.
1956 begann die Planung der Hauptorgel. Von vornherein war ein viermanualiges Werk mit Schleifladen und mechanischer Spieltraktur über der Chorempore vorgesehen. Die Verantwortlichen der Orgelwerkstatt Gebrüder Jehmlich und die Sachberater einigten sich 1961 auf 76 Register auf 4 Manualen (Hauptwerk, Kronwerk, Schwellwerk, Brustwerk) und Pedal. Das Werk wurde dann 1961 bis 1963 erbaut. Nach 40 Jahren war eine umfassende Erneuerung der Orgel notwendig. Verschleiß, klimatisch bedingte Schäden und Verschmutzung hatten dem Instrument erheblich zugesetzt. Die Renovierung des Kirchenraums veränderte auch die Akustik. In den Jahrzehnten seit der Erbauung hatte sich die Sicht auf das orgelmusikalische Erbe wesentlich erweitert. So wuchs der Wunsch, die Klanggestalt ohne Veränderung des Grundkonzeptes von 1963 nunmehr konsequent im Sinn der Schöpfer der Orgel zu optimieren. Die Charakteristik der Einzelregister wurde plastischer herausgearbeitet. Trotzdem überzeugt nunmehr gerade die Gesamtwirkung durch Geschlossenheit und raumfüllende Kraft. Das Instrument wurde 2002 bis 2008 in drei Bauabschnitten nach diesen Grundsätzen grundlegend saniert und auf nunmehr 80 Register erweitert.