Capella Sanctae Crucis Dresden
Eine 650-jährige Tradition im neuen Gewand
In der Vesper zu Lichtmess am Sonnabend, dem 30. Januar 2021 war erstmals das neu gegründete Vokal- und Instrumentalensemble »Capella Sanctae Crucis Dresden« zu hören.
Manch einem wird der Name »Capella Sanctae Crucis« noch ein Begriff sein durch das gleichnamige Buch von Erna Hedwig Hofmann, erschienen 1956. Die Mitarbeiterin der Kreuzkirchgemeinde, die als Sekretärin des damaligen Kreuzkantors Rudolf Mauersberger tätig war und die zugleich im Wesentlichen alle Chorangelegenheiten gemanagt hat, hat ihrem Buch den Untertitel „Dresden und sein Kreuzchor in Geschichte und Gegenwart“ gegeben. In einem Kapitel legt sie ausführlich dar, dass sich diese Bezeichnung ursprünglich auf die an die damalige Nikolaikirche angebaute Kreuzkapelle bezog. Der Begriff wurde hingegen nicht etwa auf den Kreuzchor übertragen, der in vor reformatorischer Zeit gar keinen Namen getragen zu haben scheint, denn es ist immer nur von den Scholaren und dem Schulmeister der »Schola Crucis« die Rede. Auch in neueren Publikationen wird dieser Begriff, der sich ja letztlich wie alle Namensgebung auf den in diesem Kapellenanbau befindlichen Kreuzessplitter zurückführen lässt, in diesem Sinn erläutert.
Angesichts der Tatsache, dass sich etliche musikalische Ensembles den Namen „Capella“ gegeben haben, war die Idee geboren, das neu gegründete Ensemble „Capella Sanctae Crucis Dresden“ zu nennen.
Hinter diesem altehrwürdigen Namen verbirgt sich nun ein Ensemble aus professionellen Sängerinnen und Sängern sowie Instrumentalistinnen und Instrumentalisten auf historischen Instrumenten, die vornehmlich aus Dresden und Umgebung stammen und die sich unter der Leitung von Kreuzorganist Holger Gehring besonders der Aufführung Alter Musik aus Dresden und Mitteldeutschland in historisch informierter Musizierpraxis widmen wollen. Dabei wird sich die Besetzung nach den jeweils notwendigen Bedürfnissen der aufgeführten Kompositionen richten.
Bereits seit etlichen Jahren war immer wieder ein mehr oder weniger fester Kreis von Musikerinnen und Musikern in den Vespern in der Kreuzkirche zu hören, die sich nun zu einem festeren Ensemble zusammenfinden wollen, von etlichen der Kreuzkirche verbundenen Sängerinnen und Sängern bis hin zu den Instrumentalistinnen und Instrumentalisten des bereits seit Jahren bestehenden Barockorchesters der Kreuzkirche Dresden.
Nicht ohne Grund wurde dieses Jahr als Gründungsjahr gewählt. Anlass ist ein Jubiläum der ganz besonderen Art:
Vor 650 Jahren, am 1. März 1371, begründete eine »ewige Stiftung« der damals regierenden markgräflichen Kurfürsten – zunächst zur Verehrung des Kreuzsplitters – die musikalisch hochwertige Ausgestaltung der wöchentlichen, sonnabendlichen Vespern, die sich auch über die Reformation hinweg fortan durch alle Jahrhunderte zieht und letztlich bis heute Bestand hat.
In diesem Sinne versteht sich das neu gegründete Ensemble als ein wichtiger künftiger Bestandteil, diese so wichtige Tradition zu erhalten und fortzuführen. Es steht unter der Leitung des Kreuzorganisten; damit verbindet sich zugleich die jahrhundertealte Tradition der so genannten »Organistenmusik«, d. h. dem Musizieren eines Ensembles von professionellen Sängern und Instrumentalisten. Im Gegensatz zu heute zumeist gemeindlichen Chören also zwar nicht aus der Gemeinde heraus musizierend, aber für die Gemeinde und für alle Besucher dieses besonderen Ortes, der Kreuzkirche.