Orgeln und Kreuzorganisten
Die große Jehmlich-Orgel der Kreuzkirche mit ihren 80 Registern, verteilt auf vier Manuale und Pedal und mehr als 6.300 Pfeifen, ist das größte Instrument der Landeshauptstadt Dresden. Mit der „Liegenden Orgel“ verfügt die Kreuzkirche über ein nahezu einmaliges Begleitinstrument auf dem Altarplatz.
Das Amt des Kreuzorganisten ist eines der traditionsreichsten seiner Art. Als 25. Kreuzorganist in der Reihe der seit 1491 namentlich nachweisbaren Musiker in diesem Amt wirkt seit 2004 Holger Gehring.
Die Orgeln der Kreuzkirche
Die Geschichte der Kreuzorganisten
Das Amt des Kreuzorganisten ist eines der traditionsreichsten seiner Art. Die Nachrichten über die Organisten an der früheren Nikolai- und heutigen Kreuzkirche reichen bis in das Jahr 1370 zurück und gehören somit zu den ältesten Zeugnissen über Organisten überhaupt.
Die einstige Nikolaikirche wurde im Mittelalter wegen des in ihr aufbewahrten und verehrten Partikels des Kreuzes Christi in Kreuzkirche umbenannt. Bereits im Mittelalter wirkten zwei Musiker an der Kirche, Kantor und Organist. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.
Die 1833 begonnenen Orgelkonzerte und die seit 1371 nachweisbaren musikalischen Vespern in der Kreuzkirche haben ebenfalls bereits seit Jahrhunderten eine feste Tradition und das schon zu Zeiten, in denen solche Veranstaltungen noch unüblich waren.
Die meisten Kreuzorganisten blieben bis zu ihrem Tode im Amt (mit * gekennzeichnet). Viele Kreuzorganisten, aber auch Kreuzkantoren waren auch als Orgelkomponisten bekannt, so z. B. August Gottfried Homilius, Gustav Adolf Merkel, Herbert Collum oder Michael Christfried Winkler. Andere hingegen waren für ihre Improvisationskunst berühmt wie etwa Alfred Sittard, der auch wesentlich zur frühen Verbreitung des Orgelwerks von Max Reger beitrug.
Die Kreuzorganisten im Überblick
1370 | Organist erwähnt, aber ohne Namensnennung |
1371 | Organisten und Orgelspiel erwähnt, aber ohne Namensnennung |
1491 | Organist Nikolaus genannt |
1498 | Organist Johanßen genannt |
1513 | Organist Baltasar genannt |
1535 | Organist erwähnt, aber ohne Namensnennung |
1595 | Caspar Geist genannt |
1600-1618 | Mathias Schreiber (wird 1600 erstmals genannt)* |
1618-1650 | Eliaß Ließberger* |
1650-1695 | Alexander Heringk* |
1695-1725 | Emanuel Benisch senior* |
1725-1742 | Emanuel Benisch junior* |
1742-1768 | Christian Heinrich Gräbner* |
1769-1789 | Johann Friedlieb Zillich* |
1789-1801 | August Friedrich Wilhelm Günther* |
1801-1822 | Johann Gottfried Lommatzsch* |
1822-1836 | Johann Christlieb Lebrecht Ochß* |
1837-1859 | Christian Gottlob Höpner* |
1859-1864 | Gustav Adolf Merkel (ging an die Dresdner Katholische Hofkirche) |
1864-1885 | Christian Robert Pfretzschner* |
1885-1902 | Emil Robert Höpner (ging in den Ruhestand) |
[1902-1903 | interimsweise Max Birn] |
1903-1912 | Alfred Sittard (ging zur Michaeliskirche Hamburg, danach an den Berliner Dom) |
1912-1935 | Bernhard Pfannstiehl (ging in den Ruhestand) |
1935-1982 | Herbert Collum* |
1982-2001 | Michael Christfried Winkler (ging in den vorzeitigen Ruhestand) |
2002-2004 | Martin Schmeding (ging an die Musikhochschule Freiburg) |
seit 2004 | Holger Gehring |
Kreuzorganist Holger Gehring
Holger Gehring wurde 1969 in Bielefeld geboren und erhielt dort u. a. bei Herbert Wulf seine erste musikalische Ausbildung. Er studierte Kirchenmusik an den Musikhochschulen in Lübeck (Orgel bei Martin Haselböck, Cembalo bei Hans-Jürgen Schnoor) und Stuttgart (Orgel und Cembalo bei Jon Laukvik). Anschließend studierte er künstlerisches Orgelspiel bei Daniel Roth an der Musikhochschule Frankfurt und danach Solistenklasse Orgel bei Ludger Lohmann Musikhochschule Stuttgart. Zeitgleich studierte er an der Schola Cantorum in Basel bei Jesper Christensen Cembalo, Generalbass und Ensemble für Alte Musik. Meisterkurse führten ihn zu Marie-Claire Alain, Luigi Ferdinando Tagliavini, Andrea Marcon und Michael Radulescu. Er ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation.
Nach seiner kirchenmusikalischen Tätigkeit an der Friedenskirche Ludwigsburg und als Assistent des württembergischen Landeskirchenmusikdirektors war er als Kantor der Stadtkirche Bad Hersfeld tätig, zudem Dozent an der Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte Schlüchtern sowie Orgelsachverständiger der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
2004 wurde er zum Kreuzorganisten an die Kreuzkirche Dresden berufen und 2005 zum Orgelsachverständigen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ernannt. Seit September 2017 ist er außerdem Custos der neuen Konzertsaalorgel der Dresdner Philharmonie im Kulturpalast Dresden. Darüber hinaus ist er als Lehrbeauftragter für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation sowie für Generalbass und Aufführungspraxis Alte Musik an der Staatlichen Hochschule für Musik und an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden tätig. Er ist außerdem künstlerischer Leiter der Schlosskonzerte in Reinhardtsgrimma und Dozent auf Meister- und Fortbildungskursen. Publikationen über Orgelspiel und Orgelbau, CD-, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen ergänzen seine Tätigkeit. Regelmäßig arbeitet er mit renommierten Orchestern wie der Dresdner Philharmonie oder den Musikern der Sächsischen Staatskapelle Dresden zusammen und begleitet den Kreuzchor auf seinen internationalen Konzertreisen. Eine rege solistische Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist führt ihn durch das In- und Ausland.