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Kantaten von Johann Kuhnau mit der Capella Sanctae Crucis Dresden


27. Mai 2024

Johann Kuhnau Kantaten mit der Capella Sanctae Crucis Dresden – „In der Dresdner Kreuzkirche wurde das Trinitatisfest am Sonnabend besonders festlich eingeläutet. Während der Kreuzchor gut eine Stunde später mit der Philharmonie im Kulturpalast sang […] wurde […] einem Thomaskantor in Abwesenheit der Kruzianer ein besonderes Podium eingeräumt.“

Johann Kuhnau – „Trinitatisfest mit einem Thomaskantor“

Kantaten von Johann Kuhnau mit der Capella Sanctae Crucis Dresden 1

„Seine Kantate zum Trinitatisfest »Gott, der Vater, wohn uns bei« überraschte beim Blick ins Programm zunächst: sie besteht aus nur einer Sonata und einem Chorus – hatte sie jemand gekürzt? Doch in der Aufführung der Capella Sanctae Crucis Dresden mit dem Solistenquartett Heidi Maria Taubert (Sopran), Stefan Kunath (Altus), Tobias Hunger (Tenor) und Clemens Heidrich (Baß) zeigte sich kein Deut »Ausschnitt« oder Unvollständigkeit. Auf die vom warmen Klang der Instrumente geprägte Sonata folgte ein erzählerischer Chorus, der zwischen den Zeilen die Stimmen wechseln und in der Oboe den Choral erscheinen ließ. Die lebhafte Ausmalung durch die Sänger sorgte dafür, dass trotz gegebener Knappheit kein Gefühl der Gedrängtheit aufkam. Besonders Alt (»… und hilf uns selig sterben«) und Baß (geradezu flammend: »Für den Teufel uns bewahr«) trugen dazu bei, affektiv auf den Inhalt zu fokussieren – das fröhliche »Amen« und »Allejuja« hallte im Kirchenschiff nach.

Kantaten von Johann Kuhnau mit der Capella Sanctae Crucis Dresden 2

Die folgende Kantate zum Pfingstfest »Schmücket das Fest mit Maien« von Johann Kuhnau band noch einmal die Festtage der letzten Zeit enger zusammen. Wie damals in Leipzig üblich, war sie in zwei Teilen vom Wort zum Sonntag und der Lesung unterbrochen. Auch nutzte Kreuzorganist Holger Gehring die Gelegenheit, vor dem Gemeindegesang (»Den Herren will ich loben«, GL 395) Nicolas de Grignys brillanten Hymnus »Veni creator spiritus« (»Komm, Schöpfer Geist«) liturgisch einzubinden. Es gehört zweifelsohne zu den schönsten Stücken der Orgelliteratur und unterstrich hier den festlichen Anlaß noch einmal. Gleichzeitig darf man es als Hinweis auf die Ferienzeit nehmen, wenn die Vespern durch den Orgelsommer abgelöst werden und der Dresdner Orgelzyklus mit den Internationalen Dresdner Orgelwochen eine zusätzliche Aufwertung erfährt.

Kantaten von Johann Kuhnau mit der Capella Sanctae Crucis Dresden 3

Kuhnaus zweite Sonate an diesem Abend stand der ersten in Struktur und Aufbau (bei inhaltlicher Schönheit) fast gegensätzlich gegenüber. Umfangreich in Anlage und Satzfolge zeigte sie, daß es in der Zeit vor und zu Bach durchaus freiere Formen gegeben hat als eine strenge Folge von Rezitativen und Arien mit zugewiesenen Stimmen, die von einem Choral beschlossen werden. So erwiesen sich Kuhnaus Recitative als kantabel und beinhalteten bereits Elemente des Accompagnato, welches der Komponist allerdings an geeigneter Stelle noch dezidiert zwischen zwei Arien gesetzt hat. Zum fast schon italienischer Stil gehörten eine pastorale Form (von Blockflöten begleitete Arie »Gelinder West, komm zu mir«) sowie die (wiederum affektive) Bereicherung der Rezitative durch melismatische Dehnungen. Geradezu sinnlich gelang das Duett / Accompagnato von Sopran und Baß (»Das ist die Stimme meines Herzens«). Und auch der »helle Schein« des Chorus, welcher den ersten Teil beschloß, war von Kuhnau lichtvoll getroffen und von der Capella Sanctae Crucis Dresden ebenso in Szene gesetzt worden.

Kantaten von Johann Kuhnau mit der Capella Sanctae Crucis Dresden 4

Der zweite Teil der Kantate barg nicht weniger erstaunliche musikalische Vielgestalt. Schon die fortsetzende Sopran-Arie (»Getrost, ich weiß«) berührte mit ihrer Schlichtheit (Begleitung nur im Basso continuo), bevor Violinen und vor allem Oboen den Festglanz wieder herstellten. Da hätte man sich bei mancher Arie gewünscht, sie enthielte ein da capo, wie es Bach verwendet hat!

27. Mai 2024, Wolfram Quellmalz | NMB | „Trinitatisfest mit einem Thomaskantor“

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